Berlin (epd). Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Heiner Wilmer hat einen weltweiten Zugang zu Impfstoffen gegen das Coronavirus gefordert. "Während in der Bundesrepublik derzeit viel über Impfstrategien und Versäumnisse diskutiert wird, droht die weltweite Situation aus dem Blick zu geraten", kritisierte der Hildesheimer Bischof laut einer am Montag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme von Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden). Eine faire internationale Verteilung der Impfstoffe sei moralisch dringend geboten.
Der fehlende Zugang zu Impfstoffen sei ein Gerechtigkeitsproblem. Es werde vielfach durch den Aufkauf von Impfstoffen durch einige Länder weit über den eigenen Bedarf verstärkt. Länder des Südens müssten außerdem wegen Exportkontrollen teils erheblich höhere Preise zahlen. "Ohne einen verbesserten weltweiten Zugang zu Impfstoff steigt die Gefahr von Mutationen, die letztlich alle Menschen weltweit bedrohen", betonte der Bischof. Impfungen ermöglichten die Öffnung von Geschäften und Betrieben, Reisen und Studien- und Forschungsaufenthalte. "Bleibt eine faire Verteilung von Impfstoffen aus, droht der Globale Süden daher ökonomisch noch weiter abhängt zu werden als ohnehin schon."
Wilmer begrüßte, dass die Initiative Covax andere Länder in der Beschaffung von Impfstoff unterstützt. Das internationale Impfstoffprogramm Covax will bis Ende Mai knapp 240 Millionen Impfdosen vor allem an arme Länder ausliefern. Die Dosen sind für insgesamt 142 Länder bestimmt, wie die Weltgesundheitsorganisation Anfang März erklärte. Der Hildesheimer Bischof forderte, dass auch die Möglichkeiten, die das internationale Recht biete, Patentrechte auszusetzen, gezielt genutzt werden müssten, um die Produktion von Impfstoffen zu beschleunigen.
Die Deutsche Kommission Justitia et Pax wurde 1967 gegründet und versteht sich als Forum der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind.