Frankfurt a.M., Rangun (epd). Nach dem bislang brutalsten Vorgehen gegen die demonstrierende Bevölkerung in Myanmar seit dem Putsch herrschen Entsetzen und Empörung. Laut der UN-Sondergesandten Christine Schraner Burgener wurden allein am Mittwoch mindestens 38 Menschen von Polizisten und Soldaten getötet. In einer Videokonferenz sprach sie vom "blutigsten" Tag seit Beginn der Proteste gegen den Staatsstreich vor mehr als vier Wochen. Menschenrechtler und ausländische Regierungen forderten ein sofortiges Ende der Gewalt in dem südostasiatischen Land. Trotz Gewalt und Repressionen gingen die Proteste gegen Myanmars Junta am Donnerstag weiter.
"Myanmars Sicherheitskräfte scheinen nun darauf bedacht zu sein, der Anti-Putsch-Bewegung durch mutwillige Gewalt und bloße Brutalität das Rückgrat zu brechen", sagte am Donnerstag der Krisen- und Konfliktforscher von Human Rights Watch, Richard Weir. Ähnlich hatte sich zuvor das US-Außenministerium geäußert: "Wir sind entsetzt und angewidert angesichts der schrecklichen Gewalt gegen die Bevölkerung Myanmars, die friedlich die Wiederherstellung einer zivilen Regierung verlangt", sagte dessen Sprecher Ned Price. Auch die EU verurteilte "die fortgesetzte gewaltsame Unterdrückung friedlicher Demonstranten".
In der Stadt Myingyan im Zentrum des Landes seien am Donnerstag wieder Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen, berichtete das Nachrichtenportal "Myanmar Now". In Mandalay fand derweil die Bestattung einer 19-Jährigen Demonstrantin statt, die am Mittwoch erschossen worden war. Bei Kundgebungen in mehreren Regionen wie in der Wirtschaftsmetropole Rangun, der zweitgrößten Stadt Mandalay sowie in Monywa und Myingyan hatten Polizisten und Soldaten nach Angaben von Augenzeugen willkürlich und unter anderem mit scharfer Munition in die protestierenden Mengen gefeuert. Auf Videos war laut Human Rights Watch der Lärm halbautomatischer und automatischer Waffen zu hören.
Zugleich gingen landesweit Festnahmen von Regimegegnern weiter. Die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" meldete bis Mittwochabend fast 1.500 Verhaftungen.