Berlin (epd). Ein Bündnis von Sozial- und Handelsverbänden fordert angesichts voller Lager durch die Corona-Pandemie eine Abschaffung der Steuernachteile für Sachspenden. Derzeit sei die Vernichtung von Waren für den Handel finanziell vorteilhafter als eine wohltätige Spende, erklärte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt am Mittwoch in Berlin. Während die Umsatzsteuer bei der Vernichtung für den Händler entfalle, sei dies bei einer Spende nicht der Fall. "Das ist absurd", sagte die Mitinitiatorin des Bündnisses "#SpendenStattVernichten".
Während der Schließung von Geschäften in der Corona-Pandemie sind vor allem in der Textilbranche viele Waren unverkauft liegen geblieben. Göring-Eckardt sagte, in den Lagern befänden sich derzeit rund 500 Millionen Kleidungsstücke und Schuhe. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtverbandes, Ulrich Schneider, sagte, gleichzeitig würden solche Dinge von vielen armen Menschen dringend benötigt. Sein Verband unterstützt das Bündnis und dessen Forderung. Würde das Steuerrecht in dem Punkt nicht geändert, "die Wegwerfgesellschaft wäre auf einem völlig neuen Niveau angekommen", sagte er.
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, der ebenfalls Mitglied im Bündnis ist, sagte, die Finanzverwaltung plane derzeit eine sogenannte Billigkeitsregel bis Ende des Jahres, um Spenden steuerlich gleichzustellen. Er forderte aber eine dauerhafte Regelung über die Zeit der Pandemie hinaus. Solch eine Regelung gibt es nach seinen Angaben bereits für den Lebensmittelhandel, damit Geschäfte ohne Nachteile Sachspenden an die "Tafeln" für Bedürftige abgeben können.