Köln (epd). Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sieht das Vorziehen von Beschäftigten in Grundschulen und Kindertagesstätten bei Corona-Impfungen kritisch. Sie könne das politische Ziel nachvollziehen, die Schulen und Kindertagesstätten möglichst schnell und sicher wieder zu öffnen, sagte Buyx am Dienstag im Deutschlandfunk. Doch diese politische Entscheidung sei eine Abkehr vom Prinzip, zunächst die besonders gefährdeten Gruppen zu impfen.
Buyx sagte, sie hätte sich gewünscht, man hätte für einen sicheren Schulbetrieb andere Mittel genutzt und nannte den Einsatz von Schnelltests. "Ich gönne das den Lehrerinnen und Lehrern von Herzen", betonte die Münchner Medizinethikerin. Auch diese seien besonderen Infektionsrisiken ausgesetzt, jedoch weniger als Beschäftigte zum Beispiel in Teilen des Gesundheitswesens oder Krebskranke, die eine Chemotherapie erhalten. Sie hoffe nun, dass die Zahl der verfügbaren Impfdosen kurzfristig so stark steigt, dass ein "harscher Verteilungskampf" ausbleibt.
Die Kriterien zur Priorisierung bei den Covid-19-Impfungen waren vom Ethikrat mit entwickelt worden. Bund und Länder hatten sich am Montag auf schnellere Corona-Impfungen für Lehrkräfte und Erzieher geeinigt. Die Gesundheitsministerkonferenz verständigte sich mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) darauf, Erzieherinnen und Erzieher sowie Beschäftigte an Grund- und Förderschulschulen in die Priorisierungsgruppe 2 aufzunehmen. Diese Berufsgruppen sollten ein Impfangebot erhalten, soweit der nötige Impfstoff in den Bundesländern vorhanden sei. Sie waren bislang in der Priorisierungsgruppe 3 eingestuft.