Berlin (epd). Die Bundespflegekammer fordert von Bund und Ländern mehr Initiativen, um dem Personalmangel in Pflege wirksam zu begegnen. "Pflege verdient mehr Geld, mehr Anerkennung und sowie ein Mehr an Kompetenzen", sagte Patricia Drube, Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer und Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein, am Montag in Berlin. Zwar habe es in der ersten Pandemiewelle Applaus und mehr Aufmerksamkeit gegeben. Die Situation der Pflegenden sei aber während der Pandemie nicht besser geworden.
Drube kritisierte viele kleine Maßnahmen der Politik für Pflegende, um diese bei der Stange zu halten. Es fehle aber der "große Wurf" in der Pflegepolitik, sagte sie. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass nach der Pandemie nicht eine deutlich schlimmere Situation in der pflegerischen Versorgung eintrete als vorher. Um die Probleme wirksam anzugehen, brauche es eine starke Vertretung der Pflegefachpersonen, und zwar auf Landes- als auch auf Bundesebene: "Wir brauchen eine Pflegewende", vor allem, um Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.
Das Hauptproblem bestehe darin, dass Menschen fehlten, die in die Pflege gehen, sagte Drube. Zwar gebe es derzeit mehr Auszubildende, aber viele Fachkräfte kehrten dem kräftezehrenden Job den Rücken. "Wir brauchen eine deutliche Anhebung der Gehälter und der Vergütung in der Pflege", sagte sie. Sie forderte 4.000 Euro als Einstiegsgehalt für eine Pflegefachkraft.
Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, sagte, etwa 40 Prozent der Berufsangehörigen würden in den kommenden zehn bis zwölf Jahren das Renteneintrittsalter erreichen: "Wir reden hier grob geschätzt von 500.000 Pflegefachpersonen." Zu dieser Zahl kämen noch diejenigen hinzu, die wegen der Alterung der Gesellschaft zusätzlich gebraucht würden. Das sei eine gewaltige Herausforderung, der sich die Politik stellen müsse. "Es wird bisher zu wenig getan, um das zu kompensieren", sagte Wagner. Am Anfang der Pandemie sei viel von der Systemrelevanz der Pflege gesprochen worden: "Bislang warten wir noch immer auf eine angemessene politische Antwort auf diese Feststellung."