Oaxaca de Juárez, Bogotá (epd). Die kolumbianische Armee hat zwischen 2002 und 2008 mindestens 6.402 Menschen illegal getötet. Zu diesem Ergebnis sei man nach sehr gründlichen Recherchen gekommen, informierte das Sondergericht für den Frieden am Donnerstag (Ortszeit) und sprach von einem "makrokriminellen Phänomen". Demnach ist die Zahl der außergerichtlichen Hinrichtungen, die als "falsos positivos" (gefälschte Erfolge) bekannt wurden, etwa dreimal so hoch wie zuvor angenommen.
Während des kolumbianischen Bürgerkriegs töteten Militärs Tausende von Zivilisten, die sie als Mitglieder von Guerillaorganisationen bezeichneten. Damit sollten Erfolge im Kampf gegen die bewaffneten Gruppen vorgetäuscht werden. Nach Angaben des Sondergerichts hätten die meisten dieser Hinrichtungen während der Amtszeit des rechtsgerichteten Präsidenten Álvaro Uribe (2002-2010) stattgefunden. Noch 2018 hatte die Generalstaatsanwaltschaft von 2.248 festgestellten "falsos positivos" zwischen 1988 und 2014 gesprochen. Dem Sondergericht zufolge wurden zwei Drittel der Tötungen in 10 der insgesamt 32 Departements Kolumbiens verübt.
Uribe kritisierte am Donnerstag in einer Presseerklärung, die Erhebung habe das Ziel, seine Person zu diskreditieren. Bereits 2003 hätten Nichtregierungsorganisationen versucht, ihm fälschlicherweise zu unterstellen, dass die Armee Bauern töte und sie als Guerillakämpfer darstelle.
Das Sondergericht wurde nach dem Friedensabkommen zwischen der Farc-Guerilla und der Regierung von 2016 gegründet. Es soll die Menschenrechtsverletzungen aufarbeiten, die im Rahmen des über 50 Jahre dauernden Bürgerkriegs in Kolumbien verübt wurden. In dem Konflikt wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, sieben Millionen mussten flüchten.