Wissenschaftlerin: Rechte schüren Angst vor Geschlechtergerechtigkeit

Wissenschaftlerin: Rechte schüren Angst vor Geschlechtergerechtigkeit

Bielefeld (epd). Rechtspopulisten schüren nach den Worten der Wiener Politikwissenschaftlerin Birgit Sauer bewusst Ängste vor einer Auflösung traditioneller Geschlechtergrenzen. Mit Versprechen, die traditionellen Männer- und Frauenrollen wieder herzustellen, versuchten rechtspopulistische Akteure Anhänger zu mobilisieren, sagte Sauer am Donnerstag auf einer Video-Tagung der Universität Bielefeld. In rechtspopulistischen Parteien wie der AfD in Deutschland oder der FPÖ in Österreich werde eine geschlechtergerechte Politik als Bedrohung der Männlichkeit gesehen, sagte die Wissenschaftlerin.

Zum rechten Populismus gehört laut Sauer die Verachtung von Eliten und Migranten sowie von gut ausgebildeten Frauen und Feministinnen. Anstatt für eine gerechtere Verteilung von Arbeit und Zeit zwischen Männern und Frauen einzutreten, sei es ein Ziel der radikalen Rechten, Angst und Scham in Wut und Hass gegen andere Gruppen wie Migranten, Homosexuelle und gebildete Frauen zu verwandeln, warnte die Wiener Wissenschaftlerin.

Die Mobilisierung gegen homosexuelle Ehen oder gegen eine Diversität der Geschlechter in der Schulbildung zeige, dass Rechtspopulisten Homosexuelle oder eine andere Sexualität als bedrohlich wahrnähmen, sagte Sauer. Auch eine "fremde" Sexualität, etwa von männlichen Migranten, werde als Bedrohung gesehen. Als Beispiel dafür hätten AfD und FPÖ die Übergriffe in der Silvesternacht im Jahr 2015 in Köln angeführt.

Die Angst vor einer Feminisierung der Gesellschaft in Kombination mit antisemitischen Thesen sei typisch für radikale rechte Bewegungen, erklärte Sauer. Extremistische Attentäter wie der Norweger Anders Breivik oder der Angreifer auf die Synagoge in Halle hätten diese Thesen aufgenommen und zur Rechtfertigung ihrer Taten in sozialen Medien verbreitet.

Auf der bis Freitag dauernden Fachtagung tauschen sich mehr als 20 internationale Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Religionen über den Zusammenhang von Angst und Frieden aus. Die englischsprachige Konferenz unter dem Titel "Frieden und Furcht - ein interdisziplinärer Zugang" wird vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld organisiert.