Frankfurt a.M., Rangun (epd). Angesichts der anhaltenden Proteste gegen den Militärputsch in Myanmar hat der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte, Tom Andrews, vor einer neuen Eskalation mit drastischen Folgen für die demonstrierende Bevölkerung gewarnt. Für Mittwoch befürchte er ein noch größeres Gewaltpotenzial als bisher seit der illegalen Machtübernahme am 1. Februar, erklärte Andrews.
Der Sonderberichterstatter erklärte, ihm lägen Informationen darüber vor, dass Soldaten aus dem Umland unter anderen nach Rangun geschickt würden: "In der Vergangenheit gingen Truppenbewegungen dieser Art Morden, gewaltsamem Verschwinden und Verhaftungen in großem Ausmaß voraus." Man stehe möglicherweise an einem Abgrund für noch größere Verbrechen gegen die Menschen in Myanmar.
Das Militärregime hat schon wiederholt auf Teilnehmer von Kundgebungen schießen lassen, auch wurden Hunderte Personen verhaftet. Die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" (AAAP) sprach von mindestens 452 Festnahmen seit dem Putsch. 417 Menschen seien weiter inhaftiert.
Am Mittwoch gingen allein in der früheren Hauptstadt Rangun mehrere Zehntausend Demonstranten auf die Straßen, wie das Magazin "Irrawaddy" berichtete. Es seien die größten Kundgebungen seit Tagen. Aus anderen Teilen des südostasiatischen Landes werden ebenfalls neue Proteste gemeldet.
Am Dienstag wurde bekannt, dass der gestürzten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi offenbar eine zweite Klage durch die Junta droht. Ihr wird demnach ein Verstoß gegen das nationale Katastrophenschutzgesetz vorgeworfen. Kurz nach dem Umsturz wurden Suu Kyi bereits Verstöße gegen Importgesetze vorgeworfen, wonach sie illegale Funkgeräte besitzen solle.
All diejenigen, die in der Weltgemeinschaft Einfluss hätten, darunter auch die internationale Geschäftswelt, sollten diesen nutzen, um die Militärs dazu zu bringen, von weiterer Gewalt abzusehen, forderte UN-Sonderberichterstatter Andrews. Jene innerhalb der militärischen Kommandokette, die Gräueltaten verübten, könnten unabhängig von ihrem Rang zur Verantwortung gezogen werden, betonte er.