Düsseldorf, Köln, Mainz (epd). In den rheinischen Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz sind die traditionellen Rosenmontagsumzüge in der gewohnten Form wegen der Corona-Krise ausgefallen. In Düsseldorf ließ Wagenbauer Jacques Tilly trotz der Absage am Montag im Auftrag des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC) acht politische Mottowagen auf unterschiedlichen Routen durch die Innenstadt fahren. Der WDR übertrug einen Miniatur-Zug aus dem Haus des Kölner Karnevals, Partys wie Veranstaltungen waren in der Domstadt strikt verboten. In Mainz waren an zentralen Orten wie rund um den Mainzer Fastnachtsbrunnen mehr Fernsehteams und Radioreporter unterwegs als Passanten. "Es ist nichts los", sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).
"Diese neue Normalität ist derzeit die einzige wirksame Möglichkeit, die Inzidenzzahl zu senken", sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). "Wir müssen das Virus besiegen, um bald wieder jeck sein zu können." Kostümierte waren nur vereinzelt auf den Straßen anzutreffen. Statt des Karnevalsempfangs der Oberbürgermeisterin brachten die Gesellschaften ihre Fahnen und Standarten ins Rathaus. Dort stehen sie bis Aschermittwoch. Von Feuerwehr und Polizei hieß es, dass die Lage sehr ruhig sei.
Ein ähnliches Bild bot sich in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Die Behörden mussten praktisch keine Verstöße gegen die Pandemie-Regeln ahnden. Lediglich zehn Polizisten anstelle der sonst üblichen 1.000 seien im Zentrum auf den Straßen unterwegs gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Einige Menschen hätten sich zum Rosenmontag kostümiert, die in Mainz auf bestimmten Straßen geltende Maskenpflicht sei eingehalten worden.
In Düsseldorf fuhren die Wagen von Jacques Tilly nicht im Konvoi, um Menschenansammlungen zu vermeiden, sondern einzeln auf drei verschiedenen Routen durch die Stadt. "Wir wollten mit den Mottowagen auch ein Zeichen für die Satire- und Pressefreiheit in Corona-Zeiten setzen", sagte Tilly, der die Wagen in den vergangenen vier Wochen zusammen mit seinem Team gebaut hat. Nach den Worten von CC-Präsident Michael Laumen sollten die bissig-bunten Mottowagen auch "ein bisschen Spaß" zu den Menschen bringen.
Gleich mehrfach nahm Tilly das Coronavirus aufs Korn: Während beim Rosenmontagszug 2020 noch der Karnevalsvirus dem Coronavirus eine lange Nase zeigte, war 2021 nach gut einem Jahr Pandemie das Coronavirus mit Haifischzähnen dem jecken, abgetakelten Virus weit überlegen. "Querdenkmal" hieß ein anderes Wagenmotiv, das einen Corona-Leugner zeigt, dessen Gehirn auf Flügeln entschwindet.
Auch die Katholische Kirche bekam ihr Fett weg: "Die katholische Kirche hat ein Problem mit der Sexualität und dem Geschlechtsverkehr", sagt der Wagenbauer. Angesichts der Diskussion über den Umgang mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals zeigte ein Wagen eine Bischofsfigur, die mit Bischofsstab und Weihrauchgefäß hantiert und dessen Bischofsmütze aus der Eichel eines Penis besteht.
Der WDR übertrug einen Miniatur-Zug aus dem Haus des Kölner Karnevals. "Wir haben die geplanten Persiflage-Wagen in einem viel kleineren Maßstab original nachgebaut", erklärte Zugleiter Holger Kirsch. Statt einer Zuglänge von sonst 7,5 Kilometern sei es in diesem Jahr einen Zug mit 32 Metern Länge, der auf einer Bühne steht. "Und statt 12.000 Zugteilnehmern haben wir in dieser Session 177 Puppen vom Hänneschen Theater."
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