Missbrauch: Schavan fordert Wille zu Veränderung in der Kirche

Missbrauch: Schavan fordert Wille zu Veränderung in der Kirche

Düsseldorf (epd). Die ehemalige deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl in Rom, Annette Schavan, fordert Konsequenzen aus den Fälle von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche. Nötig sei der Wille zu wirklicher Veränderung, sagte Schavan der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). "Es braucht endlich eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit und Zeichen, dass wir Christen und unsere Kirche eine Idee für die Zukunft einer so zerbrechlichen Welt haben, wie wir es gerade erleben."

Über lange Zeit sei das Wohl der Kirche wichtiger gewesen als das Schicksal der Betroffenen, kritisierte Schavan. "Darin liegt eine zentrale Ursache für viele Entscheidungen, die getroffen wurden. Nun muss ein Wechsel der Perspektive gelingen." Für konkrete Schritte sei eine "deutliche Intensivierung der Gespräche mit Rom" notwendig, sagte die ehemalige Bundesforschungsministerin (CDU) der Zeitung. "Die Kommunikation zwischen Rom und Deutschland ist, so scheint mir, momentan ziemlich schlecht."

Es gehe bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle nicht nur um die Vergangenheit, sagte Schavan: "Es geht auch um die Konsequenzen für die Zukunft der Kirche in einer Zeit, in der das Christentum gefragt ist und weltweit ein hoher Bedarf an Religion und Spiritualität besteht."

Schavan war nach politischen Ämtern in Baden-Württemberg und im Deutschen Bundestag von 2005 bis 2013 Bundesministerin für Bildung und Forschung. Von dem Amt trat sie nach der Aberkennung ihres Doktorgrads zurück. Ab 2014 war sie für vier Jahre deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl in Rom.