Den Haag (epd). Am Internationalen Strafgerichtshof wird am Dienstag der Prozess gegen einen Milizenführer und einen hochrangigen Politiker wegen Verbrechen im Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik eröffnet. Angeklagt sind der frühere Minister Patrice-Edouard Ngaïssona und ein Anführer der vorwiegend christlichen Anti-Balaka-Miliz, Alfred Yekatom. Die beiden werden für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich gemacht, darunter Mord, Folter, der Einsatz von Kindersoldaten und die Vertreibung der Zivilbevölkerung. Der Prozess wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern.
Ngaïsosona, der Sportminister und Vorsitzender des Zentralafrikanischen Fußballverbands war, soll Koordinator der Anti-Balaka-Bewegung gewesen sein, deren Milizen schwere Verbrechen gegen Muslime begangen haben. Yekatom war der Anklage zufolge Anführer einer der Gruppen innerhalb der Anti-Balaka-Bewegung und führte demnach das Kommando über rund 3.000 Kämpfer. Die beiden Männer sind die ersten Angeklagten, die sich für Verbrechen in dem seit 2013 dauernden Bürgerkrieg verantworten müssen.
Nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozizé versank die Zentralafrikanische Republik in einem blutigen Konflikt, der vor allem von christlichen Milizen, den Anti-Balaka, und den muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen ausgetragen wird. Ende Januar war erstmals ein Anführer der Séléka festgenommen und nach Den Haag überstellt worden. Nach UN-Schätzungen wurden in dem Konflikt Tausende Menschen getötet mehr als 1,3 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen.