Frankfurt a.M., Naypiydaw (epd). Nach dem Putsch in Myanmar will das Militärregime offenbar die abgesetzte De-Facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wegen Hochverrats vor Gericht stellen. Darauf gebe es klare Hinweise, sagten Aktivisten, die zur Sicherheit nicht genannt werden wollen, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Details wurden zunächst nicht bekannt, auch eine offizielle Bestätigung gab es vorerst nicht. Der Putsch vom Montag wird international verurteilt.
Am Dienstag hatte sich der UN-Sicherheitsrat jedoch nicht auf eine gemeinsame Haltung gegenüber Myanmar einigen können. Laut Medienberichten sperrte sich vor allem die Vetomacht China gegen ein Votum, das den Putsch verurteilt, aber auch Russland. Bei dem Putsch wurden Suu Kyi und weitere führende Politiker der bisher regierenden "Nationalen Liga für Demokratie" (NLD) festgenommen.
Unterdessen mehren sich in dem südostasiatischen Land Proteste. Für Mittwoch haben Ärzte und Pflegekräfte zu Aktionen des zivilen Ungehorsams aufgerufen. Weitere zivile Gruppen forderten einen Boykott gegen Unternehmen, die von der Armee kontrolliert werden. Das Motto lautet: "Sagt Nein zum Militärputsch". Bereits am Vorabend hatten Menschen mit Hupkonzerten und Topfschlagen gegen die Machthaber protestiert.
Wie die Zeitung "Myanmar Times" berichtete, hat die Militärführung unter Armeechef Min Aung Hlaing einen elfköpfigen "Staats-Verwaltungsrat" aus Militärs und politischen Vertrauten gebildet. Eine neu ernannte Wahlkommission soll die Ergebnisse der Parlamentswahlen vom 8. November prüfen.
Die Militärs hatten den Staatsstreich mit angeblichem Wahlbetrug begründet, ohne Beweise vorzulegen. Die Wahlen hatte Suu Kyis Partei NLD klar gewonnen. Die Partei der Militärs war unterlegen. Seit längerem schon wurden Armeechef Min Aung Hlaing politische Ambitionen nachgesagt. Myanmar stand jahrzehntelang unter Militärherrschaft. Erst vor zehn Jahren hatte eine politische Öffnung begonnen, die zu Wahlen und zivilen Regierungen führte.