"Kirche nach Corona wird nicht mehr so sein wie Kirche vor Corona", sagte Bischöfin Beate Hofmann. Um die Weiterentwicklung voranzubringen, sei derzeit die Stelle eines Beauftragten für Digitalisierung ausgeschrieben.
Hofmann zeigte Verständnis dafür, dass viele Menschen angesichts der Dauer der Krise Erschöpfung verspürten. Hier könnten Bilder von der Zukunft helfen. Ein solches Bild sei etwa, an Karfreitag Kerzen für die an Corona gestorbenen Menschen zu entzünden und ihrer zu gedenken. Aber auch die Vision eines großen Sänger- und Bläserfestes im Spätsommer mache ihr Mut. "Ich träume davon, dass der Leib Christi in seiner ganzen Vielfalt von Haupt- und Ehrenamtlichen wieder sichtbar wird", sagte sie.
Entscheidungen kritisch beleuchten
Weiterhin regte die Bischöfin eine Auseinandersetzung über die Aufgabe der Kirche an. Auftrag der Kirche sei die Kommunikation des Evangeliums als christliche Botschaft mit den Menschen in der Welt, betonte sie. Hier gebe es sechs Grundaufgaben, die weithin Konsens seien. Die Aufgaben seien Bewahrung, Vermittlung und Deutung des Evangeliums, die Eröffnung von Räumen für Religion, individuelle Lebensbegleitung, Eröffnung von Gemeinschaft, Hilfe für Menschen in ihren Lebensverhältnissen sowie Erhebung der christlichen Stimme in der Gesellschaft.
Zudem benannte sie fünf Kriterien, an denen die Grundaufgaben der Verkündigung des Evangeliums gemessen werden sollten: Es gelte, Kontaktflächen zu bieten, Kommunikation, Ausstrahlung und Nachhaltigkeit zu fördern, sowie motivierend, energetisierend und dynamisierend zu sein. "Unser Anliegen ist es, Kriterien zu finden, über die wir unsere Entscheidungen begründen und kritisch beleuchten können", sagte Hofmann. Darüber soll breitgefächert diskutiert werden.
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingung während der Corona-Pandemie seien die Kirchensteuereinnahmen der EKKW im Jahr 2020 mit rund 0,3 Prozent weniger gesunken als zunächst befürchtet. Darauf wies Vizepräsident Volker Knöppel hin. Allerdings müsse beachtet werden, dass das Steueraufkommen erstmals seit 2010 gegenüber dem Vorjahr negativ ausfalle, betonte er. Er vermute außerdem, dass die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie die Landeskirche mit zeitlicher Verzögerung treffen werden. Für 2021 rechne er mit Mindereinnahmen von fünf Prozent, dies wären etwa zehn Millionen Euro. Den Mitgliederverlust bezifferte Knöppel für 2020 auf rund 2,1 Prozent. Die Mitgliederzahl in der EKKW belief sich zum 30. November 2020 auf nunmehr 768.549 Mitglieder.
Auf dem Programm der Synode standen zudem Beratungen über ein Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, eine neue Finanzverfassung, ein Diakonie- und ein Bildungsbericht sowie weitere Gesetzesvorhaben. Nach der derzeit geltenden Grundordnung kann die Synode als virtuelle Versammlung über Gesetzesvorhaben nicht rechtsverbindlich abstimmen. Die mittels digitaler Abstimmungen erstellten Meinungsbilder der Delegierten kann der Rat der Landeskirche aber beachten und dann in gesetzesvertretende Verordnungen umsetzen.