Dortmund (epd). Das bundesweite Projekt "Kein Schlussstrich!" will mit Kulturveranstaltungen und Diskussionen an die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) erinnern. Von 21. Oktober bis 7. November sind Theateraufführungen, Lesungen, Konzerte, Diskussionen und Workshops vorgesehen, wie der Verein "Licht ins Dunkel" am Freitag in Dortmund mitteilte. Beteiligt sind 13 Städte, in denen Menschen vom NSU ermordet wurden, sowie Städte, in denen die Täter aufwuchsen. Wegen der Corona-Pandemie planen die Veranstalter sowohl digitale als auch analoge Formate.
Im Zentrum des Projekts sollen vor allem die Perspektiven der Opfer und migrantischen Communities stehen, hieß es. Auch der Anschlag in Halle oder die Morde in Hanau sollen thematisiert werden. Anlass ist das öffentliche Bekanntwerden des NSU und dessen Mitglieder vor zehn Jahren. Im November 2011 wurden die NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt tot in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden.
Die Theater präsentieren für das Projekt regionale Eigenproduktionen. In Dortmund, wo im April 2006 Mehmet Kubasik in seinem Kiosk vom NSU ermordet wurde, beteiligt sich das Dietrich-Keuning-Haus. Zum Programm gehört auch die Wanderausstellung "Offener Prozess" und das Oratorium "Manifest(o)" von Marc Sinan und Ayse Gülec. Beteiligt sind ferner unter anderem die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel sowie Theater in Heilbronn, Jena, Kassel, Köln, Nürnberg und Plauen. Auch Theater in Rostock, Rudolstadt-Eisenach und Weimar gehören dem Projekt an. Träger von "Kein Schlussstrich!" ist der im September 2020 gegründete Verein "Licht ins Dunkel". Gefördert wird das Projekt unter anderem durch die Kulturstiftung des Bundes.
Solange rassistische Haltungen weit hinein in den Institutionen präsent seien, dürfe kein Schlussstrich gezogen werden, sagte Amelie Deuflhard vom Vereinsvorstand. Der Kurator Simon Meienreis verwies auch auf das Urteil zum Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Es vergehe keine Woche ohne Hinweise auf Übergriffe, die Entdeckung rechter Netzwerke oder diskriminierender Sprache, sagte er. Die Veranstalter riefen dazu auf, die Erinnerung an die Opfer der NSU-Morde wachzuhalten und den strukturellen und institutionellen Rassismus in der Gesellschaft zu bekämpfen.