Kolumbianisches Sondergericht wirft Guerilla Geiselnahme vor

Kolumbianisches Sondergericht wirft Guerilla Geiselnahme vor

Oaxaca de Juárez, Bogotá (epd). Das kolumbianische Sondergericht für den Frieden wirft acht führenden Mitgliedern der ehemaligen Guerillaorganisation FARC Geiselnahme und schwere Freiheitsberaubung vor. Das gab das Gericht am Donnerstag (Ortszeit) bekannt. Das Gericht ordnet die Taten, die die FARC während des Bürgerkriegs begangen hat, damit als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein.

Das Gericht wurde 2017 als Folge des Friedensabkommens zwischen der FARC und der kolumbianischen Regierung gegründet. Im konkreten Fall setzt sich das Sondergericht mit Entführungen durch die FARC auseinander. Die Ermittlungen dazu laufen seit Oktober 2018.

Der jetzt veröffentlichte Tatvorwurf verweist darauf, dass die Richter schärfer gegen die führenden FARC-Kommandanten vorgehen werden als angenommen. Bislang warfen sie ihnen im Anklagepunkt Entführungen "illegales Festhalten von Personen" vor. Dem Gericht zufolge haben FARC-Mitglieder Entführte gefoltert, sexuell misshandelt und deren Menschenwürde verletzt.

Die Angeklagten haben 30 Werktage Zeit, um zu erklären, ob sie die Verantwortung für die ihnen vorgeworfenen Taten übernehmen. Danach wird ein Friedensgericht über die Fälle verhandeln. Sollten die ehemaligen Kader die Vorwürfe bestätigen, drohen ihnen Gefängnisstrafe zwischen fünf und acht Jahren. Wenn nicht, könnten sie im Falle eines Schuldnachweises mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden.

Das Sondergericht für den Frieden soll die Menschenrechtsverbrechen in dem über 50 Jahre dauernden Bürgerkrieg aufarbeiten. In dem bewaffneten Konflikt wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, sieben Millionen mussten flüchten. Die Guerillaorganisation wurde nach Abschluss des Friedensabkommens von 2016 zur Partei. Vor wenigen Tagen ändert sie ihren Namen von FARC in "Comunes".