Frankfurt a.M., Abuja (epd). Im jahrelangen und blutigen Konflikt zwischen Hirten und Bauern in Nigeria scheint es eine Lösung zu geben. Vertreter der Konfliktparteien und der Behörden hätten sich auf eine Vereinbarung verständigt, die unter anderem eine Einschränkung freilaufender Herden vorsieht, berichtete der britische Sender BBC am Dienstag. Zudem sollen in den sechs betroffenen Bundesstaaten im Südwesten des Landes Komitees mit Vertretern der Konfliktparteien und der Behörden gegründet werden, um die Beziehungen zwischen den Volksgruppen zu verbessern. Bei Kämpfen zwischen sesshaften Bauern und umherziehenden Viehhirten um den Zugang zu Land wurden in den vergangenen Jahren Tausende Menschen getötet.
Verstärkt hatte sich der Konflikt zuletzt, nachdem die Regierung im Bundesstaat Ondo Tausende Viehhirten aus bestimmten Gebieten vertreiben ließ. Die Regionalregierung hatte die Maßnahme mit der Notwendigkeit erklärt, gegen Entführungen und Gewalt vorzugehen zu müssen. Laut der nigerianischen Zeitung "This Day" (Online) sollen die Viehhirten der Vereinbarung zufolge mehr auf eingezäuntes Weideland setzen und auf nächtliches Weiden verzichten.
Seit Jahren gibt es in Nigeria teils heftige Konflikte zwischen Viehhirten und Bauern um die Landnutzung, die durch die Auswirkungen des Klimawandels verschärft werden. Schätzungen der Friedensforscher von International Crisis Group zufolge wurden durch die Landkonflikte Hunderttausende Menschen vertrieben und Tausende getötet. Der Kampf um Ressourcen zwischen Hirten und Bauern gilt demnach als größeres Sicherheitsproblem als die Terrormiliz Boko Haram.
Ein großer Teil der mehr als 200 Millionen Nigerianerinnen und Nigerianer lebt von der Land- und Viehwirtschaft. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Zahl der Rinder auf heute rund 20 Millionen Tiere mehr als verdoppelt. Mehr als 90 Prozent der Besitzer leben nomadisch und gehören zum Volk der Fulani.