Den Haag (epd). Erstmals ist ein Anführer der muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen aus der Zentralafrikanischen Republik auf Antrag des Internationalen Strafgerichtshofs festgenommen worden. Mahamat Said Abdel Kani sei in der Nacht zum Montag an das Gericht überstellt worden und befinde sich seither in Untersuchungshaft in Den Haag, erklärte ein Sprecher des Strafgerichtshofs am Montag. Said wird vorgeworfen, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantwortlich zu sein, darunter Folter, Freiheitsberaubung und Verschwindenlassen.
Menschenrechtsorganisationen begrüßten die Überstellung des 50-Jährigen durch die Behörden der Zentralafrikanischen Republik nach Den Haag. Saids Festnahme sei ein wichtiger Schritt, erklärte Elise Keppler von Human Rights Watch. Weitere Fälle gegen Séléka-Führungspersonen, von denen viele auch in heutige Verbrechen involviert seien, müssten jedoch folgen. Said wird in den kommenden Tagen dem Haftrichter vorgeführt.
Die Séléka-Rebellen hatten 2013 Kämpfe gegen die Regierung des früheren Präsidenten François Bozizé begonnen. Die mehrheitlich christliche Anti-Balaka-Bewegung unterstützte die Regierung. Bei dem Krieg wurden Tausende Menschen getötet und 1, 3 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Trotz des Einsatzes internationaler Truppen und eines Friedensabkommens kommt es weiterhin zu Kämpfen zwischen den beiden Milizen und teils gegen die Regierung. Zudem ist in den vergangenen Wochen nach der Bildung eines neuen Rebellenbündnisses ein weiterer Konflikt ausgebrochen.
Der Strafgerichtshof ermittelt seit 2007 in der Zentralafrikanischen Republik. Im Hauptverfahren wurde der frühere kongolesische Vizepräsident Jean-Pierre Bemba wegen Unterstützung zentralafrikanischer Rebellen angeklagt und 2018 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Im Zuge eines zweiten Ermittlungsverfahrens wurden die Anti-Balaka-Anführer Patrice-Edouard Ngaïssona und Alfred Yekatom festgenommen. Der Prozess gegen die beiden soll am 9. Februar eröffnet werden.