Genf (epd). Zehntausende Flüchtlinge aus Eritrea sind in Äthiopien seit Monaten fast komplett von Hilfslieferungen abgeschnitten. Die verzweifelten Menschen harrten in Camps in der umkämpften Tigray-Region aus und warteten auf Lebensmittel, Wasser und medizinische Versorgung, erklärte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Dienstag in Genf. Seit Beginn des Tigray-Konflikts Anfang November habe das Welternährungsprogramm nur einmal Essensrationen an eritreische Flüchtlinge verteilen können. Ein UNHCR-Team habe von Äthiopiens Regierung die einmalige Erlaubnis erhalten, in zwei Lagern die humanitäre Situation der Menschen zu untersuchen.
Der Sprecher Babar Baloch sagte, vor Beginn des Tigray-Konflikts seien nahezu 100.000 Flüchtlinge aus Eritrea in Lagern in der nordäthiopischen Region untergebracht gewesen. Sie waren vor Gewalt und Unterdrückung in ihrem Heimatland nach Äthiopien geflohen. Trotz Zusagen der äthiopischen Zentralregierung in Addis Abeba haben die UN und ihre Partnerorganisationen keinen ungehinderten Zugang in die Tigray-Region und können nur in einige Gebiete. Schätzungsweise 2,3 Millionen Kinder, Frauen und Männer sind in der Region auf Hilfe angewiesen.
In Tigray begannen Anfang November heftige Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die dort bisher an der Macht war. Die äthiopische Regierung erklärte Anfang Dezember den Sieg über die TPLF, doch es gibt weiter Berichte von Kämpfen. Die Region ist weitgehend abgeschottet. Zehntausende Menschen flüchteten vor der Gewalt in die Nachbarländer, vor allem in den Sudan.
Die Tigray-Minderheit hatte im Vielvölkerstaat Äthiopien lange Zeit eine entscheidende Stellung in Politik und Armee, seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 hat sie an Einfluss verloren. Abiy ist der erste Regierungschef, der der größten Volksgruppe der Oromo angehört.