Genf (epd). Die Vereinten Nationen sind alarmiert über das Schicksal Hunderttausender notleidender Menschen in der umkämpften Tigray-Region in Äthiopien. Die Menschen seien seit Beginn des Konflikts zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray vor zweieinhalb Monaten von humanitärer Hilfe abgeschnitten, teilte ein UN-Sprecher am Freitag in Genf mit. Ebenso alarmierend seien Berichte, nach denen Zivilisten verletzt und getötet würden.
In Tigray mangele es an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung, betonte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe, Jens Laerke. Die Menschen litten an Unterernährung und Krankheiten. Die UN und Hilfsorganisationen hätten nur in einige Gebiete Tigrays humanitäre Güter liefern können. Die Zahl der erreichten Menschen sei jedoch sehr gering, schätzungsweise seien insgesamt 2,3 Millionen Kinder, Frauen und Männer auf Hilfe angewiesen.
Die Gewalt sowie bürokratische Hürden der Zentralregierung und der regionalen Behörden behinderten die humanitäre Hilfe. Im November begannen Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und der Volksbefreiungsfront von Tigray, welche die regionale Regierung stellte. Die Region ist weitgehend abgeschottet. Unabhängige Berichte gibt es nicht. Zehntausende Menschen flüchteten vor der Gewalt in die Nachbarländer, vor allem in den Sudan.
Die Tigray-Minderheit hatte im Vielvölkerstaat Äthiopien lange Zeit eine entscheidende Stellung in Politik und Armee, seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 hat sie an Einfluss verloren. Abiy ist der erste Regierungschef, der der größten Volksgruppe der Oromo angehört.