Berlin, Santiago de Chile (epd). Begleitet von Tumulten hat in Chile das Parlament eine Debatte über die Legalisierung von Abtreibungen begonnen. Vor dem Kongressgebäude in der Hafenstadt Valparaíso stießen am Mittwoch (Ortszeit) Tausende Gegner und Befürworter eines legalen Schwangerschaftsabbruchs aufeinander, wie die Tageszeitung "La Nación" berichtete. Das Nachbarland Argentinien hatte im Dezember nach mehr als zweijähriger Debatte Abtreibungen straffrei gestellt und damit in der gesamten Region Diskussionen ausgelöst.
Die konservative chilenische Regierung unter Staatschef Sebastián Piñera stellt sich gegen das Gesetzesvorhaben. Die Regierung sei gegen eine Abtreibung, für die es keinen anderen Grund als die Entscheidung der Frau gebe, stellte Familienministerin Karla Rubilar klar. Bis Ende der Militärdiktatur (1973-1990) war in Chile jede Form von Abtreibung verboten.
Seit 2017 sind unter drei Bedingungen Schwangerschaftsunterbrechungen möglich: wenn der Fötus nicht lebensfähig ist, die Mutter eine Schwangerschaft nicht überleben könnte oder die Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung zustande kam.
"Schwangerschaftsabbrüche gibt es und wird es auch weiterhin geben. Es liegt in unserer Hand, die Verfolgung von Jugendlichen und Frauen zu stoppen, die nicht die Mittel haben, dies in Kliniken zu tun", sagte die Oppositionspolitikerin Maite Orsini, Vorsitzende der parlamentarischen Kommission, in der der Gesetzentwurf diskutiert wird.
Bereits 2018 hatte die Opposition ein Abtreibungsgesetz eingebracht, das von Frauen- und sozialen Bewegungen unterstützt wird. Demnach sollen Schwangerschaften bis zur 14. Woche straffrei abgebrochen werden können. Anders als in Argentinien soll allerdings nicht das öffentliche Gesundheitswesen die Kosten für eine Abtreibung übernehmen.