Frankfurt a.M. (epd). Durch die Corona-Pandemie sind in Indien Tausende Beschäftigte in der Schuh- und Lederproduktion in ihrer Existenz bedroht. Das geht aus einer Studie des entwicklungspolitischen Inkota-Netzwerks und des Südwind-Institutes hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Sie seien mit extremen Einkommensverlusten, fristlosen Kündigungen und Verschuldung konfrontiert. Ursache dafür sei auch die strukturelle Ungerechtigkeit in den globalen Lieferketten. Auch die deutsche Schuhindustrie habe Jahre lang von den Missständen in Produktionsländern wie Indien profitiert, betonten die Autorinnen und Autoren der Studie. "Deshalb müssen Unternehmen in Deutschland endlich Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen", forderte Jiska Gojowczyk von Südwind.
Die Arbeiter und Arbeiterinnen hätten als schwächstes Glied in der globalen Lieferkette nahezu keine Möglichkeit, ihre Rechte einzuklagen. Während der Ausgangssperre erhielt der Studie zufolge mehr als ein Drittel der Befragten drei Monate lang keinen Lohn. Die meisten von ihnen hätten in dieser Zeit in einem Haushalt ganz ohne Einkommen gelebt. Fast 40 Prozent der Befragten konnten demnach nach der Ausgangssperre ihre Arbeit nicht wiederaufnehmen, den meisten von ihnen sei ohne Abfindung gekündigt worden. Weitere 20 Prozent mussten ein reduziertes Gehalt akzeptieren. "Seit Jahren bestehen diese Missstände, doch die Pandemie verschlimmert die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter drastisch", heißt es in der Studie.
Nie sei deutlicher gewesen, dass die mangelnde Umsetzung der Menschenrechte bei der Arbeit und die niedrigen Löhne die Beschäftigten im Krisenfall unmittelbar in existenzielle Not stürzten, erklärten die Organisationen. Damit würden ganze Gesellschaften destabilisiert. Für die Studie "Wenn aus zu wenig fast nichts wird" wurden 115 Arbeiterinnen und Arbeiter aus indischen Schuhfabriken und Gerbereien in den Bundesstaaten Uttar Pradesh und Tamil Nadu befragt.