Düsseldorf (epd). Jesus hat nach den Worten des Philosophen Peter Sloterdijk "ein Trainingsprogramm für Menschen bereitgestellt, die glauben möchten, er habe ein nachahmungswürdiges Leben geführt". Dabei beruhe die Idee einer "imitatio Christi" auf sehr anspruchsvollen Grundentscheidungen, sagte Sloterdijk der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag): "Man sieht einen jungen Mann, der mit circa 34 Jahren aus dem Leben schied, als Herrn, Meister und Vorbild an." Frühe Christen hätten bekanntlich dazu geneigt, Langlebigkeit und Fortpflanzung abzulehnen.
"Götter sind Trainer, mit denen eine Gruppe von Followern arbeitet, um ihr Leben rituell in Form zu bringen, und die Welt ist voll von solchen Trainingsgruppen. Nur sind die nicht im Olympischen Komitee organisiert, eher im Parlament der Weltreligionen", sagte der 73 Jahre alte Philosoph. Es mache einen Unterschied, "ob ich mit Wotan trainiere, mit Buddha oder mit Christus". "Aus den Lehren der Meister ergeben sich ganz verschiedene Trainingsprogramme und diverse Konzepte der Beobachtung", sagte Sloterdijk und ergänzte: "Dementsprechend unterschiedlich fallen die Bildungsgeschichten der Auszubildenden aus."
epd kfr