Expertin: Desinformationskampagnen von Impfgegnern früh unterbinden

Expertin: Desinformationskampagnen von Impfgegnern früh unterbinden
10.01.2021
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Frankfurt a.M. (epd). Die Sozialpsychologin Pia Lamberty hat vor Desinformationskampagnen gegen die Corona-Impfungen gewarnt. Derzeit lasse sich etwa auf dem Messengerdienst Telegram beobachten, dass Gegner der Corona-Impfungen planten, mit Flyern gezielt Fehlinformationen zu verbreiten, sagte Lamberty dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gerade alte Menschen, die nicht die Möglichkeit hätten, sich im Internet selbst zu informieren, könnten dann ihre Bereitschaft verlieren, sich impfen zu lassen, wenn sie mit diesen Fehlinformationen in Kontakt kämen, befürchtet Lamberty.

Diese Flyer enthielten Informationen, die im ersten Moment nicht als falsch enttarnt werden könnten. Anders als in den sozialen Medien, in denen Fake News markiert, mit Warnhinweisen versehen oder sogar gelöscht werden könnten, blieben Desinformationskampagnen mit Flyern oftmals unwidersprochen. Die Verbreitung von Desinformationen durch Impfgegner müsse frühzeitig unterbunden werden. Gerade Kommunen bräuchten dabei Hilfe und Unterstützung, sagte die Expertin für Verschwörungsideologien, die an der Mainzer Universität forscht. "Kommunen müssen sich mit diesem Problem frühzeitig auseinandersetzen, bevor die Corona-Impfungen in der Fläche beginnen."

Studien zeigten, dass Menschen, die einmal mit impfkritischen Informationen in Kontakt gekommen seien, weniger bereit sind, sich impfen zu lassen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits 2019 davor gewarnt, dass Impfgegner zur globalen Bedrohung würden, wenn durch die Verzögerung oder Vermeidung von Impfungen Krankheiten wie die Masern weltweit nicht ausgerottet werden könnten.

Lamberty verwies darauf, dass es in der Nacht zu Freitag zu Randalen an einem Rostocker Impfzentrum gekommen war. Sie sehe auch die Gefahr, dass Anhänger von Verschwörungsideologien, die Angst vor einem Impfzwang haben, gewaltsam gegen die Impfzentren der Bundesländer vorgehen könnten.