Frankfurt a.M., Jakarta (epd). In Indonesien ist der radikal-islamische Prediger Abu Bakar Bashir vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Die Strafe des 82-Jährigen wurde wegen guter Führung reduziert, wie die indonesische Nachrichtenagentur "Antara" am Freitag berichtete. Er war 2011 wegen Unterstützung eines Ausbildungslagers für eine militante Gruppierung in der Provinz Aceh zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er verließ die Haftanstalt in der Stadt Bogor auf der Insel Java demnach in den frühen Morgenstunden.
Bashir wird mit einer Reihe extremistischer Gruppierungen in Verbindung gebracht. Vor allem gilt er als Mitbegründer und früherer geistlicher Anführer der regionalen Terrororganisation "Jemaah Islamiyah" (Islamische Gemeinschaft). Das militante Netzwerk mit Verbindungen zu Al-Kaida wird für zahlreiche Bombenattentate in Indonesien verantwortlich gemacht. Dazu zählen die Anschläge auf Kirchen an Weihnachten 2000 sowie die Attentate auf der Ferieninsel Bali im Oktober 2002, bei denen mehr als 200 Menschen starben.
Bashir wurde mehrfach verhaftet. Schon in den 1970er Jahren kam er unter dem damaligen Diktator Suharto ins Gefängnis, weil er zum Sturz des Regimes und der Errichtung eines Kalifats aufgerufen hatte. 2005 wurde er wegen mutmaßlicher Verwicklung in die Bali-Anschläge inhaftiert, doch konnten ihm die Behörden eine direkte Verbindung nicht nachweisen. 2014 bekundete Bashir öffentlich seine Loyalität zur arabischen Terrormiliz "Islamischer Staat".
Indonesien ist die größte muslimische Nation der Welt. Etwa 88 Prozent der über 270 Millionen Einwohner sind islamischen Glaubens. Daneben sind Protestantismus, Katholizismus, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus offiziell anerkannt. Traditionell gilt der Islam in Indonesien als moderat, doch hat der Fundamentalismus deutlich zugenommen. Es mehren sich Hassreden und gewalttätige Angriffe auf religiöse, ethnische und sexuelle Minderheiten.