Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich entsetzt über die gewaltsame Erstürmung des Kapitols in Washington geäußert. Merkel nannte die Bilder von gewaltbereiten Demonstranten am Sitz des Kongresses am Donnerstag "verstörend". "Mich haben diese Bilder wütend und auch traurig gemacht", sagte sie in ihrem Grußwort an die Klausurtagung der CSU-Fraktion in Berlin, in dem sie zuerst auf die aktuellen Ereignisse in den USA einging.
Anhänger des scheidenden Präsidenten Donald Trump waren am Mittwoch in das Kapitol eingedrungen. Die Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus zur Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden wurde für mehrere Stunden unterbrochen.
"Eine Grundregel der Demokratie ist: Nach Wahlen gibt es Gewinner und Verlierer", sagte Merkel. Beide hätten "ihre Rolle mit Anstand und Verantwortungsbewusstsein zu spielen, damit die Demokratie selbst Sieger bleibt", ergänzte Merkel und kritisierte den noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump: "Ich bedauere sehr, dass Präsident Trump seine Niederlage seit November nicht eingestanden hat und auch gestern wieder nicht."
Merkel gab Trump eine Mitschuld an der Eskalation. Zweifel am Wahlausgang seien geschürt worden, das habe Atmosphäre dafür bereitet, die die Ereignisse in der Nacht erst möglich gemacht hätten, sagte sie. Zugleich bezeichnete sie es als "Zeichen der Hoffnung", dass der Kongress noch in der Nacht seine Arbeit fortgesetzt hat". Nun stehe der Wahlsieg von Joe Biden und Kamala Harris fest, sagte Merkel und ergänzte: "Die Vereinigten Staaten werden in weniger als zwei Wochen, so wie es sein muss, ein neues Kapitel ihrer Demokratie eröffnen."