Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, hat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vor zu großen Erwartungen an einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung gewarnt. Viele Wirtschaftsprognosen seien zurzeit vom Wunschdenken eines schnellen Endes der Pandemie und einer umgehenden wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 geprägt, schreibt Fratzscher in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Samstag): "Dies dürfte sich als Illusion erweisen."
Für verlässliche Wirtschaftsprognosen gebe es zu viele Unwägbarkeiten, betont der Ökonom: "Wohl noch nie zuvor mussten Wirtschaftsprognosen in so kurzer Zeit so massiv verändert werden." So sei im Januar 2020 wegen mangelnder Vorstellungskraft hinsichtlich einer Übertragung der Epidemie aus China auf Europa und die Welt noch von einem Wirtschaftsboom ausgegangen worden, schreibt Fratzscher: "Dem folgte die Ernüchterung, die Rede war von einem wirtschaftlichen Armageddon."
"Mittlerweile hat die Einsicht eingesetzt, dass mit der andauernden zweiten Infektionswelle auch die Wirtschaftskrise nicht bald überwunden sein wird", schreibt Fratzscher weiter: "So könnte 2021 zum Jahr der Ernüchterung werden, zumindest was die Wirtschaft betrifft." Es drohten Unternehmensinsolvenzen und damit auch eine wachsende Arbeitslosigkeit.
Oberste Priorität müsse ein baldiges Ende der zweiten Infektionswelle sein, betont Fratzscher: "Denn deren Fortsetzung und die damit verbundenen Lockdowns bis in den Frühling hinein würden einen massiven und permanenten Schaden verursachen."