Hannover (epd). Die Zahl der Gewebespenden in Deutschland ist im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie stabil gewesen. Zwar habe es einen Spendeneinbruch während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr gegeben, teilte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) am Freitag in Hannover mit. Trotzdem habe das hohe Spendenniveau aus dem Vorjahr gehalten werden können, bilanzierte Geschäftsführer Martin Börgel. Insgesamt habe die DGFG bundesweit 6.268 Gewebetransplantate vermittelt. 2019 waren es 5.740.
2020 stimmten 3.029 Menschen einer Spende zu, im Vorjahr waren es 3.007. Bei einer Gewebespende werden Körpergewebe für eine Transplantation zur Verfügung gestellt. Diese Spendergewebe werden dann an die passenden Patientinnen und Patienten vermittelt. Zu den transplantierbaren Geweben gehören Augenhornhaut, Herzklappen, Blutgefäße, Knochen und Weichteilgewebe, Haut, Eihaut der Fruchtblase (Amnion) sowie Inselzellen.
Gewebe können postmortal oder als Lebendorganspende gespendet werden. Die Entnahme von Organen und Geweben nach dem Tod ist nur zulässig, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten oder stellvertretend die Angehörigen zugestimmt haben.
Grundsätzlich werden Gewebe häufiger verpflanzt als Organe, wie es hieß. Gewebetransplantationen sind weniger mit medizinischen Komplikationen wie Abstoßungsreaktionen verbunden als Organtransplantationen. Kann eine Person sowohl Organe als auch Gewebe spenden, so hat die Organspende Vorrang gegenüber der Gewebespende. Es kann jedoch auch zu einer Organ- und einer Gewebespende kommen.
Am häufigsten waren laut DGFG Hornhautspenden, die Patienten vor dem Erblinden bewahren. Die Gesellschaft habe 3.475 Patientinnen und Patienten mit einem Hornhauttransplantat versorgen können. "Fast jede zweite Hornhaut kommt von der DGFG", sagte Geschäftsführer Börgel. "Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen."
Die meisten Spender kamen den Angaben zufolge aus den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (471), Mecklenburg-Vorpommern (340) und Sachsen (320). Die DGFG organisiert und realisiert einen großen Teil der Gewebespenden in der Bundesrepublik. In ihrem Netzwerk kooperieren Universitätskliniken sowie kommunale und konfessionelle Krankenhäuser sowie große Klinikverbünde.