Frankfurt a.M. (epd). Evangelische Bischöfe haben den Menschen Mut für das kommende Jahr zugesprochen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief zudem zu einem menschlichen Miteinander auf. Es gehe darum, die anderen im Blick zu behalten, empfindsam zu bleiben und die Türen füreinander offen zu halten, erklärte der bayerische Landesbischof am Dienstag mit Blick auf die biblische Jahreslosung 2021. Die Losung für das kommende Jahr stammt aus dem Lukas-Evangelium im Neuen Testament. Dort mahnt Jesus Werte wie Zuwendung und Solidarität, Nächstenliebe und Feindesliebe an.
Die Losung für 2021 "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" (Lukas 6,36) habe etwas Bestechendes, fügte Bedford-Strohm hinzu: "Nur wer Barmherzigkeit erfahren hat, kann barmherzig sein. Es ist wie mit der Liebe, die man nur geben kann, wenn man sie selbst erfahren hat." Das Wort Barmherzigkeit habe für manche vielleicht etwas Altertümliches, etwas Gestriges, das es nur noch bei der Kirche gibt, räumt der EKD-Ratsvorsitzende ein: "Für mich ist Barmherzigkeit viel mehr: Es ist ein Programm, ein Auftrag Gottes an uns alle." Wer barmherzig ist, schließe "verfahrene Situationen auf, der erreicht Herzen und schafft Umdenken bei Festgefahrenem".
Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein rief zu Solidarität in der Corona-Pandemie auf. Das zurückliegende Jahr habe gezeigt, "wie essenziell wichtig Fürsorge" geworden sei und auch bleiben werde, erklärte der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Dienstag in Berlin: "Barmherzigkeit brauchen wir 2021 mehr denn je."
Der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh würdigte zum Jahreswechsel die Solidarität vieler Menschen in der Corona-Pandemie. So hätten viele mit viel Engagement und Kreativität einander geholfen und sich in andere hineinversetzt, betonte der Landesbischof in einer am Dienstag in Karlsruhe verbreiteten Botschaft. In seiner Videobotschaft ging der Bischof auch auf die Situation geflüchteter Menschen ein: Gottes Barmherzigkeit mache Mut, sich "nicht abzuschotten, sondern auf andere zuzugehen". Dies gelte derzeit in besondere Weise für die Menschen, die nach Europa flüchten.
"Auch dieses Jahr gehe ich nicht ohne die Begleitung Gottes in die Zeit", erklärte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July mit Blick auf die Jahreslosung laut seiner Landeskirche vom Dienstag. Barmherzigkeit sei, sich ein Herz zu fassen, für andere ein Mitmensch zu sein, wie man es sich selbst wünschen würde. "Die gute Botschaft für dieses neue Jahr ist: Jeder, jede kann mit Barmherzigkeit anfangen. Hier und jetzt", sagte der evangelische Theologe.
Die biblischen Leitworte der Jahreslosungen werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen bereits mehrere Jahre im Voraus ausgewählt. Sie dienen vielen Christen als Richtschnur in ihrem alltäglichen Leben. Die Praxis der Losungen stammt von der Herrnhuter Brüdergemeine in der sächsischen Oberlausitz. 1728 wählte der Begründer dieser geistlichen Gemeinschaft, Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760), zum ersten Mal einen Bibelspruch für die Mitglieder der Herrnhuter aus.
epd lob/lbm/lbw/cez kfr