Rom (epd). Papst Franziskus hat den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" gespendet und seine diesjährige Weihnachtsbotschaft verkündet. "In diesem historischen Augenblick, der von der ökologischen Krise und von schwerwiegenden wirtschaftlichen und sozialen Missverhältnissen gekennzeichnet ist, die durch die Pandemie noch verschlimmert wurden, bedürfen wir mehr denn je der Geschwisterlichkeit", sagte er am Freitag im Vatikan. Wegen der Corona-Beschränkungen verkündete er die Weihnachtsbotschaft am ersten Feiertag nicht wie üblich von der Loggia des Petersdoms aus sondern in der Benediktionsaula im Apostolischen Palast. Um Menschenansammlungen zu verhindern, hatten Sicherheitskräfte den Petersplatz weiträumig abgesperrt.
Angesichts der Corona-Pandemie forderte der Papst verstärkte internationale Solidarität, um Impfstoffe und Therapien allen Menschen zugänglich zu machen. "Angesichts einer Herausforderung, die keine Grenzen kennt, kann man keine Barrieren errichten", sagte er. Die Menschen müssten Gott "im Kranken, im Armen, im Arbeitslosen, im Ausgegrenzten, im Migranten und Flüchtling" erkennen.
Franziskus beklagte das Leid der Kinder in aller Welt, die insbesondere in Syrien, im Irak und im Jemen noch immer einen hohen Preis für den Krieg bezahlten. "Ihre Gesichter rütteln die Gewissen der Menschen auf, auf dass die Gründe der Konflikte angegangen werden und man sich mutig dafür einsetzt, eine Zukunft des Friedens aufzubauen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt.
Friedensbemühungen forderte der Papst auch in Libyen und im Irak sowie zwischen Israelis und Palästinensern. Diese sollten gegenseitiges Vertrauen wiedererlangen, "um einen gerechten und dauerhaften Frieden durch einen direkten Dialog zu suchen, der im Stande ist, die Gewalt zu besiegen und die verbreiteten Ressentiments zu überwinden". Vor dem Hintergrund einer drohenden humanitären Krise im Libanon forderte der Papst internationale Unterstützung für das Nahost-Land. An die politisch Verantwortlichen im Libanon appellierte er, Eigeninteressen hintanzustellen und sich für Reformen einzusetzen, damit das Land zu Freiheit und friedlichen Zusammenleben zurückfinde.
In seiner Weihnachtsbotschaft forderte der Papst ferner eine Stärkung der Waffenstillstände in Bergkarabach und im Osten der Ukraine. Verstärkte Friedensbemühungen seien auch in Burkina Faso, Mali und Niger nötig, um das Leiden der Bevölkerung zu lindern, die aufgrund von Extremismus und bewaffneten Konflikten, aufgrund der Pandemie und Naturkatastrophen von einer schweren humanitären Krise betroffen sei.