"Fürchtet Euch nicht" - Kirchen verkünden an Heiligabend Zuversicht

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"Fürchtet Euch nicht" - Kirchen verkünden an Heiligabend Zuversicht
Steinmeier: In der Corona-Krise wird das Licht am Ende des Tunnels heller
Weihnachtsbotschaft inmitten steigender Corona-Zahlen: Die Kirchen sprechen den Menschen Mut und Zuversicht in schwerer Zeit zu. Dabei predigten manche Bischöfe und Kirchenpräsidenten an Heiligabend in leeren Kirchen oder im Freien.

Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben an Heiligabend zu Zusammenhalt und Zuversicht in der Corona-Pandemie aufgerufen. Inmitten von Ängsten, Unsicherheit und Einsamkeit sei Gott an Weihnachten Mensch geworden, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Mitten in all das Chaos gehe der Spruch der Engel "Fürchtet euch nicht", betonte er in einem gemeinsamen Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx in München. "Wir werden mit Gottes Hilfe durch diese schwere Zeit durchkommen", sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.

Kardinal Marx nannte es eine große und faszinierende Erfahrung, dass die Wirklichkeit Gottes mitten im menschlichen Leben auftauche. Diese Erfahrung sollten die Christen weitergeben und öffentlich bezeugen. Denn sie müssten gerade jetzt daran erinnern, dass "alle Menschen miteinander verbunden sind und dass wir füreinander Verantwortung tragen", sagte er bei dem ökumenischen Gottesdienst in einer Jugendkirche.

Während des Gottesdienstes brachten Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Friedenslicht aus Bethlehem zu den Teilnehmern, deren Zahl wegen der Schutzbestimmungen stark eingeschränkt war. Nach dem Gottesdienst, der digital übertragen wurde, sprachen die beiden Bischöfe auf dem Platz vor der Kirche den Segen für die Stadt und das Land.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte in seiner Weihnachtsansprache den Bürgern für ihre Rücksichtnahme und Einschränkungen. Auch dieses Weihnachten sei ein Fest der Hoffnung, sagte Steinmeier in seiner Ansprache, die am ersten Weihnachtsfeiertag ausgestrahlt wird. "Wir haben allen Grund zur Zuversicht", sagte er mit Blick auf den Beginn der Corona-Impfungen am 27. Dezember. "Vor uns liegt noch ein längerer, auch beschwerlicher Weg. Aber wir sehen das langersehnte Licht am Ende des Tunnels heller werden", sagte das Staatsoberhaupt. Man werde dem Ausgang aus der Krise "jetzt Schritt für Schritt näherkommen".

Die Gesellschaft wird sich nach Einschätzung der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs durch die Corona-Pandemie verändern und neue Wege gehen. Dabei werde ihr aber der Weg gezeigt, sagte sie an Heiligabend vor der Hauptkirche St. Michaelis. Sie müsse sogar neue Wege gehen. "Der Stern nun, zum Glück, er weist uns den Weg", sagte sie mit Blick auf den Stern von Bethlehem bei Jesu Geburt. Die Bischöfin predigte in einem Open-Air-Gottesdienst auf dem Kirchplatz vor dem Michel vor rund 200 angemeldeten Besuchern.

Die westfälische Präses Annette Kurschus hat zu Weihnachten betont, dass Gott auch zu Corona-Zeiten bei den Menschen sei. "Heute und an den Weihnachtstagen dieses seltsam verstörenden Jahres 2020 erfahren wir: Gott hat auch unser Elend gesehen, Gott hat auch unser Geschrei gehört, Gott hat auch unsere Leiden erkannt", sagte Kurschus am Heiligabend in einem bei Youtube verbreiteten Online-Gottesdienst aus der Zionskirche in Bielefeld-Bethel.

Das Weihnachtsfest gibt nach den Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung in der Corona-Pandemie Hoffnung und Kraft zum Leben. "Wer Vertrauen und Hoffnung in sich hat, bekommt neue Kraft", sagte Jung an Heiligabend in einem ZDF-Fernsehgottesdienst, der in der evangelischen Saalkirche im rheinhessischen Ingelheim aufgezeichnet wurde. "Wir bekommen diese Kraft - in allen Phasen und Zeiten unseres Lebens. Wir bekommen diese Kraft als Hoffnung auf eine gute Zukunft", sagte der Kirchenpräsident. Das Licht der Heiligen Nacht mit der Zusage Gottes, immer an der Seite von bedrohten Menschen zu stehen, könne das Leben aufhellen.

Im Corona-Jahr ist aus Sicht des evangelischen Landesbischof Ralf Meister aus Hannover neben allen Einschränkungen auch viel Gutes entstanden. "So sehr wir Abstand nehmen mussten, so sehr fühlten wir uns verbunden", sagte Meister in der Marktkirche in Hannover. "In allen Anstrengungen und unserem großen Bemühen entstanden Solidarität und Nächstenliebe."

An Heiligabend feiern Christen die Geburt Jesu. In diesem Jahr steht Weihnachten ganz unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Aufgrund der hohen Infektionszahlen in Deutschland wurde das Angebot von Präsenz-Gottesdiensten stark eingeschränkt, die Teilnehmerzahlen wurden begrenzt. Dafür werden mehr Gottesdienste im Internet und im Fernsehen übertragen.

epd co/lmw/lwd/cez/et