Hannover (epd). Einen Tag nach dem Appell von 240 Bundestagsabgeordneten zur Situation von Flüchtlingen auf Lesbos hat auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, Hilfe angemahnt. Die Zustände in Kara Tepe seien entsetzlich. "Es ist ein Elendslager. Ohne warme Duschen, ohne Heizungen, ohne Aufmerksamkeit. Immer wenn es regnet, versinkt das Lager im Schlamm. So dürfen Menschen nicht untergebracht werden, im Sommer nicht und erst recht nicht im Winter", sagte Bedford-Strohm am Freitag laut Mitteilung der EKD.
Aktuell befinden sich mehr als 7.300 schutzsuchende Personen in dem neuen Lager Mayrouni in Kara Tepe auf Lesbos. Nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" harren 15.000 Frauen, Männer und Kinder auf den griechischen Inseln aus. Die Hilfsorganisation beobachtet nach eigenen Angaben eine stetige Verschlechterung der psychischen Gesundheit der Menschen. Allein in diesem Jahr seien 49 Kinder nach Suizidversuchen oder mit Suizidgedanken behandelt worden.
Am Donnerstag hatten sich 240 Bundestagsabgeordnete in einem Appell an die Bundesregierung gewandt und gefordert, die Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland auszuweiten. Auch Bedford-Strohm bat die die Bundesregierung, sich dem Angebot verschiedener Bundesländer, weitere Schutzsuchende aufzunehmen, nicht zu verschließen.
Der Rat der EKD hatte schon im Juni 2020 entschieden, den Fonds zur Familienzusammenführung des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung mit weiteren 250.000 Euro zu unterstützen, um etwas für die Flüchtlingsfamilien zu tun. Der Fonds ermöglicht Angehörigen von anerkannten Flüchtlingen die legale, sichere Einreise nach Deutschland. Von der bisherigen Förderung konnten nach Angaben der EKD bereits 21.000 Personen, also etwa 5.000 Familien, profitieren. Auch Familienzusammenführungen aus Griechenland wurden so ermöglicht. "Diese Hilfe ist keine politische Lösung, aber ein wichtiges Zeichen gegen die Gleichgültigkeit", sagte Bedford-Strohm.