Berlin (epd). Die Triage sollte nach Meinung des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ausschließlich nach medizinischen Kriterien vorgenommen werden. "Als Entscheidungskriterien kommen ausschließlich medizinische Aspekte in Betracht, insbesondere aber die Behandlungsbedürftigkeit und die Prognose, die sorgfältig individuell abgewogen werden müssen", sagte Bätzing dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND/Samstag). Unethisch seien äußere Kriterien wie Lebensalter, Behinderungen oder Geschlecht sowie soziale Kriterien wie Stellung, Bekanntheitsgrad, ökonomische Aspekte oder auch die "Systemrelevanz" eines Patienten.
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betonte, dass jedes Menschenleben gleich viel wert sei. "Dass wir überhaupt über Triage diskutieren müssen, zeigt, wie wichtig es ist, alles dafür zu tun, dass solche Situationen vermieden werden können. Durch Einhaltung der Corona-Regeln können wir alle dabei mithelfen", sagte er dem RND.
Bei der Triage werden Patienten nach Dringlichkeit und Schwere der Erkrankung oder Verletzung sortiert. Sie wird benötigt, wenn es mehr behandlungsbedürftige Patienten als vorhandene Ressourcen gibt. In der derzeitigen Pandemie-Situation in den Krankenhäusern geht es vor allem um die Verfügbarkeit von Plätzen auf Intensivstationen und Beatmungsgeräten. Der Begriff Triage (französisch für Auswahl, Sichtung, Sortierung) stammt ursprünglich aus der Kriegsmedizin.
Bätzing sagte, die Triage müsse ethisch unter dem Aspekt der Ultima Ratio betrachtet werden. "In diesem Sinn ist das Entscheidungsverfahren im Fall einer unüberbrückbaren Kluft von medizinischen Ressourcen und Behandlungsbedarf, aktuell in Folge einer pandemischen Überlastung des Gesundheitssystems, zulässig und gerechtfertigt", sagte der Bischof von Limburg. Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte, Menschen, die diese Entscheidung zu treffen hätten, bräuchten Beistand und Solidarität.
Zuletzt war debattiert worden, ob sich der Bundestag mit einer drohenden Triage in Kliniken befassen sollte. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte auf die Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften und des Deutschen Ethikrats verwiesen. Wie und mit welchen intensivmedizinischen Maßnahmen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sei eine ärztliche Entscheidung im Einzelfall, die allein nach medizinischen Kriterien getroffen werden könne, sagte Lambrecht. Die medizinischen Fachgesellschaften und der Deutsche Ethikrat hätten dazu Empfehlungen ausgesprochen.