Hochaltrige zuerst: Kommission legt Empfehlung für Corona-Impfung vor

Hochaltrige zuerst: Kommission legt Empfehlung für Corona-Impfung vor
Menschen ab 80 Jahren sollen die Corona-Impfung zuerst bekommen, sobald sie zugelassen ist. Das empfiehlt die Impfkommission. Hochaltrige seien am meisten gefährdet und müssten bei einer Covid-19-Erkrankung häufiger im Krankenhaus behandelt werden.

Berlin (epd). Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat am Donnerstag ihre Empfehlung für die Reihenfolge der voraussichtlich bald möglichen Impfungen gegen das Coronavirus veröffentlicht. Demnach sollen über 80-Jährige sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zuerst immunisiert werden. "Der alles entscheidende Risikofaktor für eine schwere Covid-19-Erkrankung ist das hohe Alter", sagte der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens. Durch eine zielgerichtete Impfung dieser Gruppen könnten die meisten Krankenhauseinweisungen verhindert und die Kliniken damit spürbar entlastet werden, erklärte er. Die Empfehlung der Stiko ist Grundlage für eine entsprechende Rechtsverordnung zur Impfstrategie, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag unterschreiben will.

In der ersten Gruppe soll zeitgleich mit den über 80-Jährigen auch medizinisches Personal geimpft werden, das ein besonders hohes Risiko hat, sich mit dem Virus anzustecken. Auch Pflegepersonal in Altenheimen und Kontakt zu sogenannten vulnerablen Gruppen wird in der ersten Gruppe priorisiert. Gemeint sind damit laut Empfehlung Kontakte zu schwer Immungeschwächten, etwa Krebspatienten oder Menschen nach einer Transplantation.

In einer zweiten Gruppe sollen alle Menschen ab 75 Jahren, Demente und geistig Behinderte sowie Menschen mit dem Down-Syndrom geimpft werden. Über 70-Jährige können sich in der dritten Gruppe impfen lassen, ebenso wie dann auch Personen mit Vorerkrankungen, die ein hohes Risiko bergen, Kontaktpersonen von Schwangeren sowie Personal, das für die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant ist.

In einer vierten Gruppe sollen Menschen ab 65 Jahren sowie Lehrerinnen, Erzieher und Menschen mit prekären Arbeitsbedingungen versorgt werden. Über 60-Jährige sollen die Impfung zeitgleich mit Beschäftigten im Einzelhandel, Berufen der kritischen Infrastruktur und Personen in Schlüsselpositionen der Bundes- und Landesregierungen erhalten. Erst dann kommen alle übrigen an die Reihe.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, betonte, es werde dauern, bis ein relevanter Teil der Bevölkerung durch die Impfung vor Covid-19 geschützt ist. Außerdem sei bislang unklar, in welchem Maße die Impfung auch Übertragungen des Virus verhindert oder zumindest reduziert. Um Infektionen zu vermeiden, blieben Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Abstandhalten und Alltagsmaske "weiter essentiell", sagte Wieler.

Die zum Robert Koch-Institut gehörende Impfkommission hat die Empfehlungen für die Impfstrategie gegen die Corona-Pandemie in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftsakademie Leopoldina und dem Deutschen Ethikrat erarbeitet. Ziel ist eine möglichst gerechte und effiziente Verteilung des Impfstoffs, der im Fall einer Zulassung zunächst nur in begrenzter Menge zur Verfügung stehen wird.

Die erste EU-Zulassung für einen Impfstoff gegen das Coronavirus könnte noch vor Weihnachten kommen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) teilte am Dienstag mit, dass sie am 21. Dezember über den Antrag für das Mittel von Biontech und Pfizer befinden will. Über die Zulassung entscheidet danach die EU-Kommission. Bleibt es bei dem Termin, geht Gesundheitsminister Spahn von einem Start der Impfungen in Deutschland am 27. Dezember aus.