Oranienburg (epd). Der Opfer des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma ist am 78. Jahrestag des sogenannten Auschwitz-Erlasses wegen der Coronavirus-Pandemie im digitalen Format gedacht worden. Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, warnte per digitaler Botschaft in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen am Mittwoch in Oranienburg vor einem weiteren Erstarken völkischer und demokratiefeindlicher Parteien.
Dies führe zu einer Spaltung der Gesellschaft und gefährde den inneren Frieden, betonte Rose: "Dieses völkische Denken führt in direkter Linie zurück zu der Ideologie der Nazis, deren Terrorsystem im Holocaust an Juden, an Sinti und Roma und der Versklavung Europas gipfelte." Es dürfe nicht zugelassen werden, dass solche Ideologien in die Parlamente Einzug halten. Vor diesem Hintergrund sei auch unbegreiflich, wenn es wie jüngst in Sachsen-Anhalt Überlegungen für parlamentarische Mehrheiten mit der AfD gebe.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte, es bleibe eine immerwährende Verpflichtung, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten und der Opfer zu gedenken. "Wir müssen uns zur Wehr setzen gegen jede Form von Rassismus und Rechtsextremismus", sagte Woidke.
Das KZ Sachsenhausen sei für mehr als tausend Sinti und Roma ein Ort von Terror, Misshandlung und Tod gewesen, betonte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. Angesichts solcher Schicksale sei es besorgniserregend, dass Diskriminierung und Diffamierung von Sinti und Roma und anderen Minderheiten nach wie vor an der Tagesordnung seien.