Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes fordert zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember von Politik und Wirtschaft ein deutlich stärkeres Engagement gegen Sklaverei. Weltweit würden nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation 40 Millionen Menschen als Sklaven ausgebeutet, darunter zehn Millionen Kinder, sagte Vorstandssprecherin Birte Kötter am Mittwoch in Osnabrück: "Sie werden verkauft, gegen ihren Willen festgehalten und gehandelt wie Gegenstände." Sklaverei sei nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 verboten: "Dass es dennoch im 21. Jahrhundert Sklaven gibt, ist ein Skandal und einer der gravierendsten Verstöße gegen die Menschenrechte."
Vor allem Frauen und Mädchen werden den Angaben zufolge ausgebeutet. Sie schufteten in privaten Haushalten und Fabriken, würden in die Prostitution gezwungen oder zwangsverheiratet. Mit Sklaverei würden weltweit jedes Jahr mehr als 150 Milliarden Dollar verdient. Auch in Deutschland stecke in vielen Produkten wie Textilien, Smartphones oder Schokolade Sklavenarbeit.
Die Corona-Pandemie habe die Lage noch verschlimmert, sagte Kötter. Geldverleiher und Menschenhändler nutzten die Not der Menschen aus. Terre-des-hommes-Partnerorganisationen aus Indien berichteten, dass Kinder die Schulden ihrer Eltern abarbeiten müssten. Die hätten oft zu Wucherzinsen einen Kredit aufgenommen, um ihre Familien ernähren zu können. Auf den Philippinen sei die Nachfrage nach Mädchen gestiegen, die sich vor der Webcam vor allem für Männer in aller Welt prostituieren.
Das Kinderhilfswerk fordert deshalb, die nationalen Regierungen müssten in ihren Corona-Hilfsprogrammen besonders die ärmsten Familien mit direkten Geldzahlungen unterstützen. Auch ein von der Bundesregierung noch nicht beschlossenes Lieferkettengesetz wäre ein wichtiges Instrument, um Sklaverei zu unterbinden, etwa im internationalen Handel mit Textilien.