Frankfurt a.M., Stockholm (epd). Die weltweit 25 größten Rüstungskonzerne und Waffenlieferanten machen nahezu alle glänzende Geschäfte: Im vergangenen Jahr setzten sie mit dem Verkauf von Waffen und militärischen Dienstleistungen 361 Milliarden US-Dollar (297 Milliarden Euro) um, wie das Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in Stockholm erklärte. Das waren 8,5 Prozent mehr als 2018 und 15 Prozent mehr als 2015. Marktführer bleiben die USA. Deutsche Waffenschmieden sind dieses Mal nicht im Ranking erfasst, dafür aber chinesische Unternehmen.
Hilfsorganisationen sehen in der anhaltenden Militarisierung eine alarmierende Entwicklung. "Es ist ein Skandal, dass die Umsätze der 25 größten Rüstungsfirmen weltweit steigen, während das Geld für eine nachhaltige Bekämpfung des Hungers fehlt", sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). "Aktuelle Studien zeigen, dass jährlich 40 bis 50 Milliarden Euro für die kommenden zehn Jahre ausreichen würden, um den Hunger in der Welt bis 2030 zu besiegen", sagte Mogge.
Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerkes "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, sagte, es sei kein Anlass zur Beruhigung, wenn jetzt auch Unternehmen aus dem Mittleren Osten in den Top 25 der Waffenhersteller auftauchten. "Im Gegenteil: Es wird noch schwieriger werden, internationale Standards wie 'Keine Waffen in Konfliktgebiete' durchzusetzen", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Die ersten fünf Plätze sind allesamt mit US-Konzernen belegt: Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon and General Dynamics erzielten bei Verkäufen 166 Milliarden Dollar (136 Milliarden Euro). In den Jahren zuvor hatte Sipri die Umsätze der 100 weltgrößten Waffenhersteller untersucht, sich aber dieses Mal auf 25 Rüstungsunternehmen konzentriert. Fast die Hälfte davon stammt aus den USA. Ihr Anteil an den globalen Verkäufen der "Top 25" betrug im vergangenen Jahr 61 Prozent.
China verzeichnete im vergangenen Jahr einen Anteil von 16 Prozent. Vier chinesische Firmen befinden sich auf der Rangliste, drei davon unter den ersten zehn: Aviation Industry Corporation of China (AVIC), China Electronics Technology Group Corporation (CETC) and China North Industries Group Corporation (NORINCO). Die vierte, China South Industries Group Corporation (CSGC), steht auf Platz 24. Zusammen wuchsen deren Umsätze im vergangenen Jahr um 4,8 Prozent gegenüber 2018.
Die sechs westeuropäischen Konzerne auf der Rangliste sind BAE Systems (Großbritannien), Leonardo (Italien), Airbus (Trans-Europäisch mit Hauptsitzen in Frankreich, Deutschland und Spanien), Thales (Frankreich), Dassault Aviation Group (Frankreich) und Rolls-Royce (Großbritannien). Deren Anteil am globalen Markt machte insgesamt 18 Prozent aus.
Der Anteil der beiden im Ranking vertretenen russischen Unternehmen Almaz-Antey und United Shipbuilding Corp. lag bei 3,9 Prozent. Laut Sipri ist mit EDGE in den Vereinigten Arabischen Emiraten erstmals auch ein Unternehmen aus Nahost vertreten: Es ging 2019 aus einem Zusammenschluss von über 25 kleineren Firmen hervor, steht auf Platz 22 und erwirtschaftete einen globalen Anteil von 1,3 Prozent.
Zudem lieferten die Stockholmer Friedensforscher eine Analyse zur globalen Präsenz der ersten 15 im Ranking aufgeführten Waffenkonzerne und Lieferanten militärischer Güter. Durch Mehrheitsanteile an Tochtergesellschaften, Joint-Ventures und Forschungsanlagen waren die betreffenden Rüstungskonzerne in mindestens 49 Ländern vertreten. In Deutschland gibt es unter anderem Niederlassungen von Lockheed Martin, Raytheon, Leonardo und Thales, wie Sipri-Forscherin Lucie Béraud-Sudreau dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläuterte.
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