Erfurt (epd). Die Lage in den Pflege- und Wohneinrichtungen der Diakonie Mitteldeutschland spitzt sich in der Corona-Pandemie dramatisch zu. "Wir wissen nicht, wie wir in einigen Einrichtungen die Dienste in der kommenden Woche abdecken sollen", sagte der Vorstand der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte, am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. Bereits jetzt müssten auch positiv getestete Mitarbeitende auf Stationen mit Erkrankten arbeiten.
Die Lage in den Heimen verschärfe sich täglich. So seien zur Wochenmitte in einem Pflegeheim im Südharz 30 von 70 Bewohnern erkrankt und nur noch 19 von 52 Mitarbeitenden im Dienst gewesen. Das Arbeiten in Schutzkleidung, viele Sonderschichten, die ständige Angst, sich und andere zu infizieren, die Einsamkeit vieler Bewohner - all das bewältigten die Mitarbeitenden jeden Tag. Bei ihnen setze eine physische und auch psychische Erschöpfung ein. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien nach neun Monaten Pandemie am Ende ihrer Kräfte.
Bereits jetzt lasse sich die Versorgung in manchen diakonischen Einrichtungen nur durch "Arbeitsquarantäne" aufrechterhalten. Das heiße, dass auch positiv getestete Mitarbeitende auf Stationen mit Erkrankten arbeiten müssen.
Stolte appellierte an die Landesregierungen, den Einrichtungen keine zusätzlichen Aufgaben zu übertragen. "Die Mitarbeitenden können nicht noch die Schnelltests für Bewohner und Besucher durchführen", sagte der Diakoniedirektor. Dazu müssten Fachkräfte aus der Pflege abgezogen werden, was schlicht unverantwortlich sei. Auch die Erwartung, dass Impfteams durch Personal der Einrichtungen begleitet werden, könne nicht erfüllt werden.
Aus seiner Sicht wäre es hilfreich, wenn die Träger Angebote wie die Eingliederungshilfe schließen dürften, um die dortigen Mitarbeitenden in Pflege- und Wohneinrichtungen einsetzen zu können, sagte Stolte weiter. "Hier sind Menschen zu Hause und müssen immer betreut werden", erklärte er. Der Träger dürfe in einem solchen Fall aber nicht gleich durch Kürzung der Finanzierung bestraft werden. Es gehe um die Bewältigung einer Notlage, damit in Pflege- und Wohneinrichtungen alle Menschen versorgt sind.
Die Diakonie Mitteldeutschland ist der größte Wohlfahrtsverband in den ostdeutschen Bundesländern. Sie ist die Soziale Arbeit der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und der Evangelischen Landeskirche Anhalts und umfasst vor allem Gebiete in Sachsen-Anhalt und Thüringen und Teile von Brandenburg und Sachsen. In den mehr als 1.700 Einrichtungen und Diensten arbeiten rund 30.000 Mitarbeitende.