Frankfurt a.M., Abuja (epd). Die Vereinten Nationen haben mit Entsetzen auf Angriffe bewaffneter Banden auf mehrere Dörfer in Nigeria reagiert, bei denen am Wochenende Dutzende Menschen getötet wurden. Der Überfall sei der gewalttätigste Angriff auf die Zivilbevölkerung in diesem Jahr, erklärte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Nigeria, Edward Kallon, am Sonntagabend in Abuja. Bewaffnete Gruppen hatten im Bundesstaat Borno im Norden des Landes Medienberichten zufolge mindestens 110 Menschen getötet und offenbar mehrere Frauen verschleppt.
Bewaffnete Männer auf Motorrädern griffen laut der UN-Mitteilung am Samstag Frauen und Männer an, die nahe der Stadt Maiduguri ihre Feldern bewirtschafteten. Dies sei einer von viel zu vielen Angriffen auf Bauern und Fischer, die nach einem Jahrzehnt des Konflikts versuchten, sich eine Lebensgrundlage zu schaffen, beklagte Kallon. Wer für die Gewalt verantwortlich ist, war zunächst unklar.
Im Norden Nigerias und den Nachbarländern Niger, Tschad und Kamerun sind mehrere bewaffnete Banden und terroristische Gruppen wie Boko Haram und der "Islamische Staat in Westafrika" (ISWAP) aktiv, die immer wieder Anschläge auf die Zivilbevölkerung verüben. Lokal kommt es zudem zu Konflikten um Land. Durch die Gewaltausbrüche und die Coronavirus-Pandemie sind nach UN-Angaben derzeit rund 10,6 Millionen Menschen in Nordost-Nigeria auf humanitäre Hilfe angewiesen.