Region Tigray begonnen. Die Stadt Mekelle wird demnach seit Samstag
bombardiert. Flüchtlinge werden unterdessen offenbar an der Grenze
zurückgehalten.
Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). In Äthiopien haben Medienberichten zufolge heftige Kämpfe um die strategisch wichtige Hauptstadt der Region Tigray im Norden des Landes begonnen. Die Stadt Mekelle sei von der äthiopischen Armee mit schweren Waffen angegriffen worden und liege seit Samstag unter Beschuss, berichtete der Sender BBC unter Berufung auf Einwohner der Stadt. Die Regierung hatte nach dem Ablauf eines Ultimatums am Mittwoch eine Endoffensive gegen die Führung der Tigray-Region angekündigt.
Die Armee hatte seit Mittwoch die Kontrolle über mehrere Orte rund um die Regionalhauptstadt Mekelle übernommen, wie die staatliche äthiopische Nachrichtenagentur ENA am Freitagabend meldete. Weil die Region weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist, gibt es keine unabhängigen Berichte über die Lage. Der Vormarsch auf Mekelle hatte weltweit Besorgnis über eine drohende Eskalation der Gewalt ausgelöst.
Die Armee hält unterdessen einem Medienbericht zufolge Menschen, die aus der umkämpften Region Tigray in den Sudan fliehen wollen, an der Grenze zurück. In den vergangenen Tagen sei die Zahl der Flüchtlinge dadurch stark gesunken, berichtete der Sender BBC. Menschen würden demnach von Soldaten daran gehindert, den Fluss nahe der sudanesischen Grenzstadt Hamdayet zu überqueren, um Äthiopien zu verlassen. UN-Schätzungen zufolge sind seit dem Ausbruch der Kämpfe in Tigray Anfang November 43.000 Menschen in den Sudan geflohen.
Ministerpräsident Abiy Ahmed hat wiederholt erklärt, die Armee werde alles tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen und die Regionalhauptstadt Mekelle nicht schwer zu beschädigen. Die Regierung hatte der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die die Region kontrolliert, ein Ultimatum gestellt, sich zu ergeben, das am Mittwochabend abgelaufen war.
Die Armee der äthiopischen Regierung und TPLF liefern sich seit Anfang November heftige Kämpfe um die Kontrolle der Region. Die TPLF hatte im September Wahlen abgehalten, obwohl die Zentralregierung alle Wahlen wegen der Corona-Pandemie verschoben hatte. Hunderte Menschen sollen in Tigray bisher getötet worden sein.