Frankfurt a.M. (epd). Der Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, protestiert scharf gegen die geplante Ernennung des nationalreligiösen israelischen Politikers Ephraim "Effi" Eitam zum Direktor der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dem 68-jährigen ehemaligen General fehle jegliche Expertise in der fachlichen Auseinandersetzung mit den Themen Schoah und Erinnerungskultur, sagte Mendel am Freitag in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nominiert worden sei Eitam von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Bildungsminister Ze'ev Elkin. Er solle Avner Shalev (81) nachfolgen, der Ende dieses Jahres in den Ruhestand gehe.
Eitam falle auch mit seinen antidemokratischen Positionen sowie mit rassistischen Beleidigungen gegen arabisch-israelische Staatsbürger und Palästinenser auf, sagte Mendel weiter. Für ihn seien arabische Israelis "eine tickende Bombe innerhalb der Grünen Linie" und eine "tückische Bedrohung, wie Krebs". Und er hänge der partikularen Lehre über den Holocaust an, die davon ausgehe, dass das "Nie wieder" lediglich dem jüdischen Volk gelte und nicht der gesamten Menschheit. Äußerungen und Positionen wie diese seien allerdings mit den Aufgaben und dem hohen moralischen Anspruch von Yad Vashem nicht zu vereinbaren, kritisierte Mendel. Denn das erklärte Ziel der Gedenkstätte sei nicht nur die Dokumentation, Recherche und Bildung, sondern auch die Prävention von Barbarei und künftigen Genoziden.
Auch international habe die geplante Ernennung Eitams zum neuen Vorsitzenden der Direktion von Yad Vashem Proteste ausgelöst, fügte der Pädagoge hinzu. Bislang hätten mehr als 700 Wissenschaftler sowie Mitarbeiter jüdischer Museen und Gedenkstätten einen Protestbrief unterzeichnet, darunter auch er selbst, sagte Mendel. Er sei auch Initiator eines Briefes an den Freundeskreis von Yad Vashem in Deutschland. Darin brächten die Unterzeichner ihre große Sorge um das Ansehen und die Arbeit der Gedenkstätte zum Ausdruck, falls Eitam Direktor werde.
"Von den Freundeskreisen in aller Welt kommt ein Großteil der Einnahmen für die Gedenkstätte", sagte Mendel. "Sie könnten mit ihrem finanziellen Hebel Netanjahu und Elkin womöglich zum Umdenken bewegen." Die Freundeskreise in der Schweiz und in Luxemburg hätten schon ihre große Sorge kundgetan. Dagegen wolle der deutsche Freundeskreis in dieser Angelegenheit nicht öffentlich Stellung beziehen. "Das bedauere ich ausdrücklich", sagte Mendel.