Würzburg (epd). Die Versorgung von Patienten mit einer geistigen Behinderung im Krankenhaus ist nach Angaben der Lebenshilfe Bayern alles andere als optimal. "Gerade Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung werden schlechter versorgt als Patienten ohne Behinderung", sagte Wolfgang Trosbach, Vorsitzender der Lebenshilfe Würzburg, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das will eine Petition der Lebenshilfe Bayern ändern.
Viele Landtagsabgeordnete unterstützen den Vorstoß, doch die Forderungen sollen auch beim Bundesgesundheitsministerium eingebracht werden. "Menschen mit Behinderungen müssen genauso gut gemeindenah gesundheitlich versorgt werden wie Menschen ohne Behinderungen", heißt es in der Petition: "Zusätzlich sollen sie so unterstützt werden, wie es speziell wegen ihrer Behinderungen nötig ist."
Dass bei Patienten mit geistigem Handicap in Kliniken häufig nicht alles nach Wunsch läuft, liegt laut Trosbach auch daran, dass Ärzte und Schwestern zu wenig von deren speziellen Bedürfnissen wissen. Die Patienten selbst könnten sich meist nicht verständlich äußern. "Menschen mit Trisomie 21 haben oft nur einen einzigen Ausdruck, um zu sagen, dass irgendetwas in ihrem Körper nicht normal ist", erläutert der Vater eines erwachsenen Sohnes mit Down-Syndrom.
Wenn sein Sohn zum Beispiel sage, er habe "Bauchweh", könne das alles Mögliche sein: Bauchschmerzen, Kopfweh oder Fieber. Das könne bei einer klinischen Behandlung dann dazu führen, dass falsch therapiert werde, sagt Trosbach.
Assistenten, die die Patienten gut kennen, aber auch Mütter und Väter sollen ihnen künftig in Kliniken beistehen: "Sie müssten unter Lohnfortzahlung von der Arbeit freigestellt werden." Leben Betroffene nicht mehr daheim, dann müssten die Träger dieser Wohnformen Gelder erhalten, damit Mitarbeiter bei Bedarf 24-Stunden-Assistenz im Krankenhaus leisten könnten.
Auch das Aufnahmeverfahren behinderter Patienten müsse besser werden, fordert Trosbach, der als Mitarbeiter in einer Diabetes-Klinik die Krankenhausstrukturen gut kennt. Wie gravierend sich Informationsdefizite bei einer Behandlung auswirken können, schildert er am Beispiel einer Frau mit geistiger Behinderung, die wegen Epilepsie starke Medikamente einnehmen muss. Bei Operationen braucht sie viel mehr Narkosemittel als andere Patienten. Als diese Information einmal fehlte, wachte die Frau nach dem Eingriff zu früh auf "und riss sich alle Schläuche weg".