Berlin (epd). Der Theologe Heinz-Joachim Lohmann schätzt Corona-kritische Strömungen in den Kirchen als Randgruppe ein. Im Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" (Samstag) sprach der Beauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit von einer kleinen, aber sehr sichtbaren Gruppe von Christen.
"Wir haben in der evangelischen genauso wie in der katholischen Kirche einen Flügel, der sich meist um das Thema Abtreibung sammelt", sagte der 58-Jährige. Dieser Flügel finde sich auch bei den Protesten gegen die Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Hinzu kämen Menschen, für die die Corona-Maßnahmen eine Last seien und die die Regeln als massive Beschränkungen ihres Lebens empfänden. Die große Mehrheit in den Kirchen sei jedoch "mit dem Handeln der Regierung einverstanden", betonte Lohmann.
Den radikalen Flügel beschrieb Lohmann so, dass häufig liberale Werte und eine kulturell divers geprägte Gesellschaft abgelehnt würden. Das zeige sich etwa an der Ablehnung von Homosexualität, Islam und Aufnahme von Flüchtlingen. Insgesamt handele es sich um eine auffällige Gruppe, die allerdings klein sei. Wer zusammen mit Rechtsextremisten auf die Straße gehe, solle sich jedoch fragen lassen, "ob das die Sache wirklich wert ist", mahnte der Theologe.