Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben vor einer eskalierenden Flüchtlingskrise in Äthiopien und dem Sudan gewarnt. Die Gewalt in der äthiopischen Tigray-Region zwinge jeden Tag im Durchschnitt 4.000 Menschen zur Flucht in den benachbarten Sudan, betonte ein Sprecher des Hilfswerks UNHCR am Dienstag in Genf. Insgesamt seien seit Dienstag vergangener Woche schon mehr als 27.000 Menschen aus Äthiopien in den Sudan geflüchtet.
Die rasch größer werdende Flüchtlingsbevölkerung überfordere die Behörden im Sudan zunehmend, betonte UNHCR-Sprecher Babar Baloch. Das Hilfswerk habe mit Lieferungen von Trinkwasser, Seife und anderen Hilfsgütern begonnen. Die geflohenen Menschen seien erschöpft und hätten nur wenige Wertsachen bei sich.
Der UNHCR-Sprecher erinnerte an die rund 100.000 Flüchtlinge aus Eritrea, die in der Tigray-Region leben. Auch sie könnten Opfer der Vertreibung werden. Die äthiopische Zentralregierung und die Regionalregierung, die von der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestellt wird, liefern sich seit Tagen heftige Kämpfe. Laut Amnesty International wurden bei einem Massaker in Tigray wahrscheinlich Hunderte Menschen getötet wurden.
Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat in dem viele ethnische Spannungen herrschen. Ministerpräsident Abiy Ahmed erhielt für den Abschluss eines Friedensabkommens mit dem benachbarten Eritrea 2018 den Friedensnobelpreis.