Köln, Duisburg (epd). Die Arbeit im Niedriglohn-Sektor ist in Deutschland ungleich verteilt. Die Spanne liege zwischen einem Beschäftigtenanteil von 10,7 Prozent in Hamburg und 34,1 Prozent in Thüringen, ergibt ein am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Deutlich unter dem Durchschnitt lagen zudem das Saarland (14,3 Prozent) und Baden-Württemberg (15,4 Prozent). In Nordrhein-Westfalen lag der Anteil der Geringverdiener unter allen Beschäftigten bei 22,8 Prozent und damit einen Prozentpunkt über dem Bundesdurchschnitt von 21,8 Prozent. Die ostdeutschen Bundesländer verzeichneten eine Quote von mehr als 30 Prozent.
Als Niedriglöhne gelten Stundensätze, die geringer als zwei Drittel des mittleren Bruttolohns sind. In Deutschland lag die Schwelle im Jahr 2018 auf Basis des Sozio-oekonomisches Panels (SOEP) bei 11,21 Euro brutto pro Stunde. Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist laut IAQ einer der größten in der EU. Höhere Anteile von Geringverdienern gebe es nur in Lettland, Rumänien, Litauen, Polen und Estland. Der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde in Deutschland sei besonders niedrig. Einen wichtigen Ansatzpunkt für eine Verringerung des Niedriglohnanteils sehen das IAQ sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund in einer Stärkung der Tarifbindung.
Die EU-Kommission strebt an, die Mindestlöhne in der EU bis 2024 auf 60 Prozent des jeweiligen nationalen Medians anzuheben. In Deutschland entspräche dies laut IAQ aktuell etwa zwölf Euro brutto pro Stunde.