Berlin (epd). Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe hat die Politik aufgefordert, Pflegeeinrichtungen und -personal in der Corona-Pandemie stärker zu unterstützen. Beim Deutschen Pflegetag verlangte Bundesgeschäftsführer Franz Wagner am Mittwoch unter anderem, die Kosten für den zusätzlichen Personalaufwand zur Durchführung von Corona-Schnelltests voll zu refinanzieren. "Das ist bisher nicht so geplant", sagte er. Zudem forderte er, dass PCR-Tests bei Pflegefachkräften von Laboren innerhalb von maximal 24 Stunden ausgewertet werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drückte den Pflegekräften ihren Dank für die geleistete Arbeit in der Corona-Krise aus.
Die Herausforderungen seien für Pflegekräfte in der Pandemie besonders groß, erklärte die Kanzlerin in einem Grußwort. Sie müssten sich nicht allein um den Gesundheitsschutz der Pflegebedürftigen kümmern, zugleich müssten sie "alle Spielräume für Besuche und Kontakte ausschöpfen". Merkel betonte auch die psychischen Belastungen, die die Pandemie für die Beschäftigten in den Krankenhäusern, den Pflegeeinrichtungen und den Hospizen habe.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) kritisierte die wegen Corona verhängten Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen in Pflegeheimen als in weiten Teilen grundgesetzwidrig. "Gutachter Friedhelm Hufen hat begründete Zweifel daran, dass das Infektionsschutzgesetz eine hinreichende Ermächtigungsgrundlage für die gravierenden Eingriffe in die Grundrechte von Menschen in Pflegeeinrichtungen darstellt", teilte BAGSO in Bonn mit.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft forderte Politik, Behörden sowie Heimleitungen auf, die Grundrechte der Betroffenen zu wahren. Sie tue das mit "besonderer Dringlichkeit, weil vielerorts Pflegeeinrichtungen Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen angesichts gestiegener Infektionszahlen wieder verschärfen".
Patricia Drube, Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer, sagte, die Corona-Pandemie habe viele Defizite in der Pflege schonungslos offengelegt. Eine sichere Versorgung könne nicht immer gewährleistet werden. "Gute Pflege ist ein Menschenrecht", erklärte sie auf dem Pflegetag. Der akute Personalmangel sei "der Belastungsfaktor Nummer eins". Altenpflegerinnen und Altenpfleger seien pro Jahr 28 Tage krankgeschrieben, das sei ein Drittel mehr als im Durchschnitt aller Berufe.
Der Geschäftsführer des Pflege-Berufsverbands Wagner forderte, planbare Operationen in Krankenhäusern zu verschieben, wenn dies medizinisch vertretbar sei, um Betten und Personal für Covid-19-Patienten freizuhalten. Die Sorge, dass nicht genügend Pflegefachkräfte auf Intensivstationen seien, sei begründet, sagte Wagner.
Laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verringert ein steigendes gesetzliches Renteneintrittsalter das Angebot häuslicher Pflege durch Angehörige. "Angesichts wachsender Pflegebedarfe und steigendem Renteneintrittsalter muss die Politik die Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und informeller Pflege verbessern", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten DIW-Studie.
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