Antisemitismusbeauftragte: Schutz von Juden dringender denn je

Antisemitismusbeauftragte: Schutz von Juden dringender denn je

Düsseldorf (epd). Antisemitismus und Gewalt gegen Juden in Deutschland haben nach Einschätzung der nordrhein-westfälische Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger "in ihrem Ausmaß, in ihrer Verachtung und in ihrer Offenheit zugenommen". Es sei heute deshalb mehr denn je "dringende Aufgabe des Staates, Jüdinnen und Juden zu schützen", sagte die frühere Bundesjustizministerin (FDP) dem Evangelischen Pressedienst (epd) aus Anlass des 82. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November.

"Es bedarf aber auch des aufmerksamen, couragierten und beherzten Eingreifens jedes Einzelnen im Kampf gegen Antisemitismus", betonte Leutheusser-Schnarrenberger. Für ein mahnendes "Wehret den Anfängen" sei es bereits zu spät: "Die Alarmglocken schrillen. Es muss heute gehandelt werden, wollen wir unsere demokratischen Werte auch morgen behalten."

Die NRW-Beauftragte nannte die Anschläge von Halle sowie in Frankreich und Österreich "abscheuliche Zeugnisse dessen, dass rechtsextreme und islamistische Ideologien, die stark vom Antisemitismus behaftet sind, immer stärker zum Vorschein treten und durch Terror versuchen, unser friedliches Miteinander zu zerstören". Auch die "wirren Gedanken von wenigen" rund um die Corona-Pandemie begünstigten das erneute Aufflammen jahrhundertalter antisemitischer Verschwörungsmythen in neuem Gewand, beklagte Leutheusser-Schnarrenberger. "Der Antisemitismus in Deutschland erlebt gerade im Internet und auf den sogenannten Hygiene-Demonstrationen Hochkonjunktur."

Der 9. November 1938 markiert nach den Worten der Antisemitismusbeauftragten "verhängnisvoll den Beginn des Vernichtungswahns der Nationalsozialisten, der in der Ermordung von sechs Millionen Juden durch das menschenverachtende NS-Regime mündete". Mit der Pogromnacht waren die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen Juden übergegangen. In dieser Nacht brannten Synagogen und jüdische Geschäfte, Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt.