Kurdische Gemeinde fordert Verbot der "Grauen Wölfe"

Kurdische Gemeinde fordert Verbot der "Grauen Wölfe"

München/Gießen (epd). In Deutschland werden Forderungen nach einem Verbot der "Grauen Wölfe" lauter. Die türkisch-nationalistische Organisation verbreite auch hierzulande in ihren als Sport- und Kulturvereinen getarnten Niederlassungen rassistisches und antisemitisches Gedankengut, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Mehmet Tanriverdi, am Freitag in Gießen. Die ultra-nationalistischen "Grauen Wölfe" seien europaweit aktiv und hätten in Deutschland ihre Europazentrale. Nach den jüngsten islamistischen Anschlägen in Frankreich hatte die dortige Regierung die Auflösung der türkischen Organisation angeordnet.

Die nordrhein-westfälische Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (CDU) hält ein Vorgehen wie in Frankreich für "diskussions- oder sogar nachahmungswürdig". Sie bezweifle, "dass vor allem die jungen Türkeistämmigen wirklich wissen, auf welche Ideologie sie sich da einlassen", sagte Güler dem Magazin "Focus online" (München) mit Blick auf die "Grauen Wölfe". Hier werde "radikaler Nationalismus als Patriotismus verkauft". Es gehe hier mitnichten nur um Verbundenheit mit der Heimat der Eltern und Großeltern, sondern "um eine gefährliche Ideologie, die die eigene Kultur, Religion und Identität über alles andere stellt".

Zuvor hatten sich auch Parteien dafür eingesetzt, die "Grauen Wölfe" zu verbieten. Die Grünen im Bundestag wollen die Regierungsfraktionen von einem gemeinsamen Verbotsantrag überzeugen. AfD und Linke forderten ebenfalls ein Verbot.

Der Verfassungsschutz zählt die türkische "Ülkücü"-Bewegung zum Spektrum der rechtsextremistischen Ausländerorganisationen, deren Ideologie ein übersteigertes Nationalbewusstsein zugrunde liege und deren Menschenbild stark von rassistischem Gedankengut beeinflusst sei. Experten beobachten daneben verstärkt auch islamistische Züge. Die Anhänger von "Ülkücü" würden umgangssprachlich als "Graue Wölfe" bezeichnet, erklärt das Bundesamt für Verfassungsschutz auf seiner Internetseite: Der sogenannte Wolfsgruß, bei dem Daumen und Finger des rechten ausgestreckten Arms den Kopf eines Wolfs formen, gelte als Erkennungszeichen der "Grauen Wölfe". Demnach hatte die "Ülkücü"-Bewegung 2019 in Deutschland rund 11.000 Mitglieder.

epd lmw/rks fu