Bonn (epd). Der Deutsche Tierschutzbund fordert einen Systemwechsel in der Schweinehaltung. Angesichts des Rückstaus von Schweinen in Mast- und Aufzuchtbetrieben müsse eine Abkehr vom nicht krisensicheren System der Schweine-"Produktion" in den Blick genommen werden, erklärte der Verband am Montag in Bonn. "Maßnahmen, wie die von Bundesministerin Julia Klöckner geforderte Schlachtung an Wochenenden und Feiertagen lösten das Problem nicht langfristig." Klöckner (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die Betriebe angesichts der vollen Schweineställe übergangsweise auch an Sonn- und Feiertagen zu öffnen.
Auslöser für den "Schweinestau" in den Ställen sind nach Angaben der Tierschützer die durch Corona eingeschränkten Schlacht- und Zerlegekapazitäten sowie die Afrikanische Schweinepest (ASP), die die Abnahme der Schweine und den Absatz des Fleisches erschwere. "Das bestehende System der Agrarindustrie mit seiner eng getakteten und allein am Profit orientierten Intensivtierhaltung stößt an seine Grenzen", sagte Verbandspräsident Thomas Schröder. Lediglich die Schlachtkapazitäten zu erhöhen werde langfristig nicht helfen. Nötig sei ein Systemwechsel mit weniger Tieren, eine Flächenbindung der landwirtschaftlichen Tierhaltung, eine Dezentralisierung und eine Abkehr von der Exportorientierung.
In konventioneller Haltung leben Schweine dem Tierschutzbund zufolge auf sehr engem Raum, der durch die derzeitige Überbelegung weiter schrumpfe. Zu viele Schweine in einer Bucht konkurrierten um Ressourcen, wie Platz, Futter und Wasser oder Beschäftigungsmaterial. Das bedeute Stress für die Tiere und könne zu Verhaltensstörungen, gesteigerter Aggression und damit Verletzungen führen.