"Der Druck für Reformen nimmt zu. Wir müssen uns umbauen", sagte der theologische Vizepräsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wegen der steigenden Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland wird das evangelische Kirchenparlament, die Synode, erstmals am 8. und 9. November vollständig digital beraten. Das hatte die EKD bereits Mitte Oktober mitgeteilt.
Auf der Tagesordnung steht - neben den Beratungen über den Haushalt der EKD - die Diskussion über das Reformpapier "Kirche auf gutem Grund", das in Form von elf Leitsätzen im Juni veröffentlich worden war. Nach anfänglicher Kritik wird eine aktualisierte Version, die dann zwölf Leitsätze enthält, auf der Synode vorgelegt. Darin geht es um Reformen der Kirchenstrukturen wie etwa eine stärkere Zusammenarbeit der 20 Landeskirchen in der EKD, die Weitergabe des Glaubens in einer zunehmend säkularen Gesellschaft und die Frage der Finanzierung kirchlichen Handelns.
Die Leitsätze sind die Basis der Diskussion und Entscheidungsfindung für die Weiterentwicklung der evangelischen Kirche. Denn wegen des Mitgliederschwunds und schrumpfender finanzieller Ressourcen müssen die 20 Landeskirchen in Zukunft sparen. Einer Prognose Freiburger Forscher zufolge könnte sich die Zahl der Kirchenmitglieder und damit auch die Finanzkraft bis 2060 halbieren. Im Jahr 2019 gehörten in Deutschland rund 20,7 Millionen Menschen der evangelischen Kirche an, rund jeder vierte Deutsche.
Das Reformpapier ist das Ergebnis der Arbeit des sogenannten Z(ukunfts)-Teams. Es wurde 2017 von der EKD-Synode berufen. Der Arbeitsgruppe gehören jeweils vier Menschen aus den drei Leitungsgremien der EKD und zusätzlich drei junge Erwachsene aus dem Umfeld der Synode an.
Ursprünglich sollten die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK), die Generalsynode der Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und die Synode der Evangelische Kirche in Deutschland auf drei Tage verkürzt vom 7. bis 9. November in Berlin tagen. Normalerweise treffen sich die Delegierten in dieser Konstellation an mindestens sieben Tagen. Wegen der Pandemie war die Tagung aber bereits verkürzt worden.