Genf (epd). Der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock hat die internationale Gemeinschaft zu weiterer finanzieller Hilfe für die Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar aufgerufen. Die mehr als eine Million Vertriebenen in Bangladesch und anderen Ländern der Region seien dringend auf humanitäre Unterstützung angewiesen, betonte Lowcock am Donnerstag auf einer in Genf organisierten virtuellen Geberkonferenz.
Die UN und Partnerorganisationen benötigen nach seinen Worten 2020 für die Rohingya-Hilfe weitere 500 Millionen US-Dollar (423 Millionen Euro). Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR veranschlagt für dieses Jahr mehr als eine Milliarde Dollar (mehr als 850 Millionen Euro), um Lebensmittel, Trinkwasser, Unterkünfte, Medizin und Schulbildung für die Rohingya zu finanzieren.
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hielt fest, dass in diesem Jahr die Geber weniger Geld für die Rohingya bereitstellten als in den vergangenen Jahren. Diplomaten erläuterten, dass die Corona-Krise die Spendenbereitschaft gebremst habe. Zudem steige der Finanzbedarf durch das Auftreten von Covid-19.
Die muslimischen Rohingya sind laut den UN die größte staatenlose Gemeinschaft der Welt. Rund 860.000 Rohingya-Flüchtlinge harren laut UNHCR derzeit in Cox's Bazar in Bangladesch aus, die meisten in Camps. Rund 740.000 von ihnen wurden 2017 von Myanmars Militär in einer brutalen Offensive vertrieben. Weitere 150.000 Rohingya flüchteten laut UNHCR in andere Länder der Region. In Myanmars Provinz Rakhine leben laut Schätzungen noch 600.000 Rohingya. Die Rohingya werden in dem buddhistisch geprägten Myanmar systematisch unterdrückt.
Myanmars de-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi, die 1991 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, geriet wegen der Vertreibung der Rohingya international in Verruf. UN-Ermittler sprechen von Völkermord, den Myanmars Militär an den Rohingya verübt hätten.